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Nachhaltig Reisen Teil III
„Im Fels fühlst du dich eh, als wärest du komplett weg von allem.“
Von Nicola Junge
Vier Freunde, vier Tage, ein Corsa. So starteten Jannis und seine Jungs von Weilburg nach Thüringen, auf der Suche nach dem perfekten Fels und gemeinsamer Einsamkeit in der Natur.
„Lukas, ist rechts frei?“ „Ja, kannst “ „Ok, ich fahr rüber!“
Lukas ist der Beifahrer, wohlgemerkt. Fred fährt, sieht aber rechts nichts, weil neben vier langen Kerlen, vier Rücksäcken, vier Mal Kletterausrüstung, Essen für vier Tage und zwei Zelten natürlich auch noch eine Bouldermatte mit musste. Diese liegt nun quer durch den kleinen, ohnehin bis obenhin vollgequetschten Corsa. Macht nichts! Die Stimmung ist blendend, die Vorfreude groß.
Jannis und seine Freunde sind auf dem Weg in den Thüringer Wald. Dort gibt es viele Gebiete zum Wandern, Mountainbiken oder Kanufahren. Und viele Klettergebiete mit Touren in allen Schwierigkeitsgraden. Diesmal liegt ihr auserwähltes Ziel in der Nähe von Tabartz: Der Rote Turm im Lauchagrund. Am Parklatz wird der Corsa entleert, das Gepäck geschultert und dann geht es zu Fuß mehrere Kilometer zur Wand. Bis spät abends klettern die Jungs. Klar, ausnutzen! Dumm nur, dass sie in ihrem Kletter-Eifer vergessen haben, sich einen Zeltplatz zu suchen. Das müssen sie nun im Stockdunklen. „Ein bisschen unheimlich war das schon“, meint Jannis, „aber letztendlich haben wir einen guten Platz gefunden, die Zelte aufgebaut und noch ein schönes Lagerfeuer gemacht.“ Das dachte bestimmt auch der Förster, der die Jungs früh morgens, mitten auf dem Waldweg fand und – sie hat ziehen lassen.
Nach Nudeln und Haferschleim, auf dem Campingkocher zubereitet, geht es wieder in die Wand. Seine Augen leuchten, wenn Jannis davon berichtet.
„Das geniale am Klettern ist ja nicht nur der Sport, sondern auch Abenteuer, Adrenalin; draußen am Fels zu hängen, die Sicherung vielleicht noch selbst gelegt zu haben, so dass man sich den Berg selbst erarbeitet. Und dann das Klettererlebnis zusammen mit der Höhe und dem Blick nach unten, das ganze Drumherum. Du bist in der Natur, du hast ein Abenteuer, du zeltest, das ist einfach ein geniales Gefühl!“
Auch sich alles mitzunehmen, was man braucht, völlig autark zu sein, selbst zu kochen und seine Freunde dabei zu haben, gehöre zum Erlebnis, sagt er.
Zum Wasserholen müssen sie, den Rucksack voll gepackt mit leeren Flaschen, an eine acht Kilometer entfernte Quelle wandern. Diesen Abend verbringen sie nicht in einem Zelt mitten auf dem Waldweg, sondern in einer kleinen, versteckten Hütte, von der sie von anderen Kletterern erfahren haben. Um dorthin zu gelangen, müssen sich die Jungs, mit Kisten und Gepäck beladen, an einem Seil gesichert an einem Abhang entlang hangeln. Der Aufwand lohnt sich. Sie sammeln Holz, kochen über der Feuerstelle, genießen die Natur, die Stille, die gemeinsame Einsamkeit und das Gefühl, sich körperlich so richtig verausgabt zu haben.
Ein andermal war Jannis mit Manu im Frankenjura. Aufgrund der Hitze und des tollen Wetters hatten sie beschlossen, oben auf dem Plateau zu schlafen, gesichert natürlich. Runterfallen wäre blöd. Mit Lagerfeuer auf einem 35 Meter hohen Fels, freier Ausblick ringsherum, Dunkelheit und Sterne. Das können selbst Männer romantisch finden. Nur mit den Mücken hatten sie in der Höhe nicht gerechnet. Das war dann eher nicht so romantisch. Aber wert war’s die Sache allemal.
Solche Urlaube sind beliebig ausdehnbar. Vier Tage, Vierzehn, Vierundzwanzig. Klettergebiete finden sich deutschlandweit und auch im Thüringer Wald, auf der Website des Deutschen Alpenvereins (DAV). Auch die Verhaltensregeln sind hier zu finden. Keinen Müll da lassen, das ist die Devise.
„Die Touren schweißen zusammen. Man macht ja auch Grenzerfahrungen, gibt sein Leben am Seil in die Hand eines Freundes“, meint Jannis. „Das ist so ein richtiger Jungs-Urlaub. Sich selbst erleben, von zu Hause weg kommen. Zusammen unterwegs sein in der Sonne, in der Natur.“
Jannis zieht es schon wieder in die Berge. Diesmal allein, in den Himalaya. Für ein freiwilliges Jahr. „Da kann man sicher auch super wandern und klettern“, meint er und freut sich jetzt schon ein Loch in den Bauch.