Weltwärts

FSJ im Ausland

Von Stephanie Benze

Den Wunsch, sich nach der Beendigung eines Lebensabschnitts an einem Freiwilligen-Projekt zu beteiligen, haben viele Menschen. Ob nach erfolgreichem Abitur, mit dem Bachelor in der Tasche oder zwischen Master und Beruf. In eine bestimmte Berufsrichtung reinschnuppern, Pluspunkte für das Studium sammeln oder einfach mal was ganz Anderes ausprobieren – die Motive sind vielfältig.
Ich habe mich mit meiner Freundin Josephine unterhalten, die Abenteuerlust und soziales Engagement verbinden wollte und vor ihrem Soziologie-Studium ein Jahr mit AFS, einer gemeinnützigen Organisation, die FSJ und Praktika im Ausland vermittelt, in der Dominikanischen Republik verbrachte und dort in einer Schule unterrichten durfte.
Ein großer Anreiz für das FSJ im Ausland bildete das Lernen einer neuen Sprache und das Kennenlernen einer völlig fremden Kultur in der paradiesischen Kulisse der Karibik. Der Aufenthalt in einer Gastfamilie integrierte die FSJler in den Alltag und in die Lebensweise der Dominikaner.
„Wir in Deutschland führen von den Grundvorrausetzungen her ein vergleichsweise gutes Leben. Ich wollte in ein Land, in dem ich durch meine Arbeit den Menschen direkt helfen und vielleicht sogar ihr Leben positiv beeinflussen.kann“ 
Die Umsetzung dieser großen Ideen, mit denen Sie und die anderen Programmteilnehmer angereist waren, gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Letztendlich waren es die kleinen Dinge, die als Erfolge verbucht werden konnten. Die Kinder in der Schule kamen aus sehr ärmlichen Verhältnissen, viele wurden von ihren Eltern misshandelt und Aufklärung wird in der Dominikanischen Republik nur begrenzt betrieben. Die Bildung, die sie dort erhalten, bietet eine Grundlage und Möglichkeit, später ein besseres Leben führen zu können. Leider finde nicht jeder die nötige Kraft um, aktiv an einer besseren Zukunft zu arbeiten, erzählt Josephine mir. Das Denken in Klassensystemen sei noch weit verbreitet, demnach bleibe der Arme arm und der Reiche reich. Dieses statische Denken in der Gesellschaft führe häufig zu Antriebslosigkeit in den unteren Schichten, etwas an ihrer Situation ändern zu wollen. Man lebe von heute auf morgen, ein bedeutender Gegensatz zu dem Denken, das wir in den westlichen Kulturen haben.
Wir treffen Entscheidungen im Hinblick auf die nächsten Jahre. Gutes Leben bedeutet für uns häufig ein geregeltes und abgesichertes Leben zu planen. In anderen Ländern sieht das manchmal ganz anders aus.  
Klar, sei dies zunächst ein Kulturschock gewesen und für ein unabhängiges, junges Mädchen aus Deutschland schwer nachzuvollziehen, doch mit der Zeit erkannte man immer mehr die guten Seiten des Lebens der Dominikaner, erzählt Josephine. 
„Die Familie ist ein bedeutender Wert in der Dominikanischen Republik. Das Haus war immer voll, immer laut und immer belebt“.
Auf die Frage, ob der Aufenthalt sie denn persönlich bereichert hätte und ob sie ein FSJ weiterempfehlen würde, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
„Eine Zeit lang in einem anderen Land zu verbringen und mit den Menschen dort zu arbeiten, hat mein Leben enorm bereichert. Ich kann nur jedem ans Herz legen, seine vertrautraute Umgebung mal hinter sich zu lassen und den Blick weltwärts zu richten.