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Eat local not global?
Das Rezept für ein Gutes Leben
Von Meike Buchholz, Ariadna Blicharski und Vivien Valentiner
Für den Genuss exotischer Nahrungsmittel braucht es heute keine Weltreise mehr. Der Überfluss kann überfordern und fordert gleichzeitig den verantwortungsbewussten Konsumenten heraus. Wie lautet die Formel, um den „Hunger nach dem guten Leben“ zu stillen? Die Studierenden des gleichnamigen Seminars stellen die richtigen Zutaten für ein Erfolgsrezept zusammen: Man vermische die Kultur-, Wirtschafts-, Rechts-, Bildungs- und Umweltwissenschaften und erhalte eine große Portion vielfältiger Ideen.
Das Seminar „Hunger nach dem guten Leben“ setzt besonders auf Interdisziplinarität: Hier verderben eben nicht viele Köche den Brei. Die Studierenden kommen ganz gezielt aus unterschiedlichen Studiengängen. Der Zusammenschluss diverser Perspektiven lässt eine Rechtswissenschaftlerin wie selbstverständlich über veganes Essen an Grundschulen sinnieren. Doch ein globales Problem ist nicht so schnell gelöst, wie eine Tütensuppe gekocht: Im Seminar stehen die endgültigen Ergebnisse noch aus.
Das Konzept „La Via Campensina“ bindet dabei die Grundzutat, welche das Seminar mit seinen Ideen anreichern soll. In der internationalen Bewegung haben sich Organisationen von Kleinbauern und Landarbeitern zusammengeschlossen, um sich für Ernährungssouveränität einzusetzen. Ihr Ziel ist, dass alle Länder und Völker ihre Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik selbst bestimmen können. Im Vordergrund steht dabei, dass zunächst die lokale Bevölkerung versorgt wird, anstatt Waren direkt zu exportieren. Außerdem will die Vereinigung keine Gentechnik in der Landwirtschaft einsetzen.
Ernährungssouveränität - Ein kleines Wort mit großer Bedeutung
Die Debatte um die sogenannte Ernährungssouveränität fragt nach, wie viele und vor allem welche Arten von Nahrungsmitteln produziert werden. Darüber hinaus beleuchtet sie kritisch, wie die Lebensmittel derzeit weltweit verteilt sind.
Der Welthandel ist dabei die zentrale Instanz, die in der Landwirtschaftspolitik vieler Entwicklungsländer mitmischt und für diese einen bitteren Beigeschmack mit sich bringt. Anstatt die heimischen und regionalen Märkte zu stärken, versuchen die Regierungen durch Agrarexporte Steuereinnahmen zu erzielen. Das Paradoxe dabei ist, dass gerade jene Länder, die im Inland Hungersnöte zu bekämpfen haben, Industrieländer mit Futter-, Genuss-und Treibstoffmitteln versorgen. Die Bilanz: Niedrige Kosten für die Importländer und eindeutig hohe soziale und ökologische Kosten auf Seiten der Entwicklungsländer.
Ernährungssouveränität beschreibt demnach ein politisches Konzept, das allen Völkern und Ländern das Recht gibt, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren. Eat local not global?
Zurück nach Lüneburg: Die Vielfalt an Lebensmitteln, die den Konsumenten im Supermarkt erwartet, ist beeindruckend. Jedes noch so exotische Gericht kann man nachkochen - so wie man es im Urlaub kennengelernt hat. Kulturintegration findet also auch am Esstisch statt.
Nicht unerheblich, besonders für Studenten, ist der Preis, den man für „gutes“ Essen zahlen muss. Lebensmittelhersteller exportieren deshalb in Massen und können oftmals die deutschen Bauernbetriebe unterbieten. Dabei fließen nur rund 13,9% unserer privaten Ausgaben in Nahrungsmittel. Eine Zahl, die nachdenklich darüber stimmt, ob man gerecht is(s)t.
Durch den massiven Import der Industrieländer verkaufen die Exporteure der Entwicklungsländer ihre eigene Nahrung und somit ihre Lebensgrundlage. Der regionale Markt verschwindet und einheimische Lebensmittel werden immer weniger genutzt. Nicht zuletzt für die Umwelt ist der globale Handel eine Herausforderung: Erdbeeren aus Neuseeland müssen per Schiff oder Flugzeug in den deutschen Supermarkt gelangen. Auch Arbeitsplätze in den Industrieländern sind immer mehr in Gefahr.
Viel gehaltvoller als eine Fünf-Minuten-Terrine sind die Ergebnisse des Seminars. Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse. Wer zu Recht am Esstisch sitzt und wie die beste Mischung für eine gerechte Ernährung lautet, könnt ihr mit den Studierenden gemeinsam diskutieren: Auf dem Gallery Walk der Konferenzwoche 2014. Guten Appetit!