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Revolution den Demonstrationskulturen
Digital Demonstration - das neue Zeitalter des Protests?
Von Jaqueline Buhk und Neele Schäfer
Ja, die 68er, das waren noch Zeiten. Die Empörung über Kriege, Starrsinn und fehlende Bereitschaft zur Vergangenheitsbewältigung brodelte an jeder Ecke.
Krieg, Starrsinn und Vergangenheitslasten gibt es immer noch. Doch der raue Asphalt der Straßen scheint für die junge Generation immer seltener die Plattform für Empörung darzustellen. Woran liegt das? Bringt die Jugend keinen Mut mehr auf, sich öffentlich aufzulehnen? Ist sie zu träge, zu bequem oder fehlt ihr bis jetzt einfach nur die richtige Plattform für Protest? Was gehört zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Demonstrations- und Protestkultur im sogenannten Facebook-Zeitalter?
Das Seminar „Digital Demonstration - Vom ‘Klickaktivismus‘ zur nachhaltigen Demonstrationskultur“ ist diesen Fragen auf den Grund gegangen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickeln in Interaktion mit Praxispartnern eigene Kampagnen und setzen diese um. Das klingt nach einer nicht leichten Aufgabe, doch der Enthusiasmus der Kampagnengruppen steckt schnell an.
Auch die Lehrenden-Konstellation ist ambitioniert. Die Seminarleiterinnen Eva-Maria Werner und Sarah Kociok haben sich hochkarätige Praxispartner zur Unterstützung mit ins Boot geholt: Den Aktionsmanager Michael Fritz von der Organisation Viva con Agua, den Graffitikünstler und Kommunikationsdesignfachmann TASEK sowie den renommierten HipHop-Journalisten Falk Schacht.
Was bisher geschah...
Das Trio Kulturale hat seinen ersten Auftritt bei der gemeinsamen Exkursion ins Wendland. Um neben dem Input der Künstler und des Journalisten die Sicht der Politik auf das „digitale Demonstrieren“ einfließen zu lassen, ist auch der politische Flügel vertreten. Dafür sind GRÜNEN-Politikerin Katharina Fegebank und Politkampagnenmanager Phillipp Sälhoff mitgereist.
Dort, in einer Hütte, entflammen spannende Diskussionen. Darüber, was eigentlich der Unterschied zwischen 5000 digitalen Klicks auf Facebook und 5000 real auf der Straße demonstrierenden Menschen sein soll. Insbesondere in der Wahrnehmung von und der Würdigung durch die amtierenden Politikerinnen und Politiker. Doch geht es längst nicht nur um die Frage nach der Gültigkeit von digitalen Stimmen im politischen Alltag. Vielmehr wollen Dozierende wie Studierende gemeinsam herausfinden: Was bewegt uns denn eigentlich zum Handeln? Was kann uns die Geschichte über Auslöser und Wirkung von Demonstrationen und Protest „lehren“?
Und das Ergebnis?
Überwachung, freundschaftliche Beziehungen und Wissensmanagement, alles läuft in diesen Zeiten scheinbar zentral und digital ab. Das macht die Dinge für uns als Akteure im analogen Raum undurchsichtig. Wer behält da schon den Durchblick, wenn es darum geht die reale von der digitalen Welt zu trennen? Eine der vier Projektgruppen beschäftigt sich in ihrer Kampagne mit dieser Unschärfe. Sie wollen dazu aufrufen, sich mehr über das Thema Überwachung zu empören. Das Gefühl der körperlichen Bedrängnis, die ein digitales Überwachungssystem nicht zu leisten vermag, wollen sie provozieren. Quasi eine Übersetzung von digital in hautnah. Wie das ganze aussehen wird? Darauf können wir gespannt sein.
Von „Schenke Zeit“ über „Wir sind Plastik“ und „# Grauzone“ bis hin zu „Überwachung überdenken“ – alle Kampagnen versuchen auf unkonventionelle Weise den Raum zwischen analoger und digitaler Welt zu füllen. Es gilt bei diesen Kampagnen zu erreichen, dass die Leute nicht nur einen Klick setzen, sondern ihre müden Knochen aufraffen und anfangen zu handeln. Sie alle werfen die Frage auf: Was ist die Rolle eines Menschen als mitwirkendes Individuum in einer sich wandelnden Gesellschaft?
Die Projekte sind indes zu Schützlingen ihrer Studierenden geworden. Ohne Herz und Eigenmotivation wäre es auch schwierig gewesen, dieses Projekt erfolgreich zu managen. Wen dieses Thema neugierig gemacht hat, der sollte im Veranstaltungskatalog für die Konferenzwoche nach einer Podiumsdiskussion Ausschau halten mit dem Titel: „Vom Klickaktivismus zur nachhaltigen Demonstrationskultur“. Rafft euch auf und geht hin.