Schweden – ein Land macht Europa sauber

Von Lina Rüterbories

Schweden, ein Land mit dem viele Menschen, wunderschöne Natur, gute und weltweit bekannte Elektromusik und vor allem überdurchschnittlich schöne Einwohner verbunden werden.
Beneidenswerte Vorurteile! Doch auch in der Umweltpolitik kann sich so manches Land noch einige Scheiben abschneiden, denn: „Sweden runs out of garbage“ heißt es seit Neustem in vielen Schlagzeilen. Und tatsächlich, das skandinavische Land hat keinen Müll mehr! Die Recylingprogramme der schwedischen Regierung sind ein voller Erfolg, der von vielen angestrebte 'zero waste-Zustand' wurde erreicht.
Auf den ersten Blick scheint alles super zu sein, doch die Schweden recyceln einfach zu gut. Es führt mittlerweile sogar so weit, dass sich das Land verstärkt auf Abfalleinkaufstour durch Europa begibt und Müll aus anderen Ländern importiert. Schweden legt sein Augenmerk auf die buchstäblich im Müll versinkende Stadt Neapel. Für die Italiener ein Problem, schwedische Unternehmen machen hiermit ein Vermögen. Für den Preis von 90 Euro pro Tonne planen sie jährlich bis zu einer Million Tonnen zu kaufen. Das Energie-Unternehmen „Hem“ in Halmstad ist nicht nur bereit, die Abfallkrise in Neapel zu lösen, sondern auch die anderer europäischer Städte.
Doch warum braucht man in Schweden den Müll so dringend?
Es steht zu wenig Abfall für die Anlagen innerhalb des Waste-to.Energy-Programms zur Verfügung. Gerade mal ein Jahrhundert ist es her, dass Schweden seine erste Müllverbrennungsanlage in Betrieb nahm. Seitdem sind diese Anlagen für das Land zur größten Energiequelle geworden. Sie liefern mehr Energie als Wasser- und Atomkraft zusammen. Es handelt sich um die Fernwärmeversorgung für Hunderttausende energieintensive Haushalte. Die aus pflanzlichen, tierischen und menschlichen Abfällen zusammengesetzte Biomasse wird weitgehend für die Herstellung von Strom und Wärme genutzt. Sie dient dem Verkehr sogar als Treibstoff und der Industrie als Rohstoff. Tatsächlich nur ein Prozent des schwedischen Abfalls landet auf der Mülldeponie, mit den restlichen 99 Prozent werden Städte beheizt und mit Energie versorgt. Stockholm wurde 2010 als erste Stadt der europäischen Union zur „grünen Hauptstadt“ und zum Aushängeschild für viele Experten und Umwelt-Touristen.
Ein Programm mit großen Chancen in der Zukunft. Viele Länder, besonders die Schwellenländer versinken im Müll. Die Bevölkerung trägt fast selbstverständlich gesundheitliche Schäden davon. Schweden kann hier als Vorbild für viele andere Länder gelten, die dann, nachdem sie ihren eigenen Abfall beseitigt haben, auch den ärmeren Ländern Müll abkaufen können und somit gleichzeitig noch gegen die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich angehen. Auch wenn jeder versuchen sollte, seinen eigenen Abfall zu reduzieren, muss der bis jetzt produzierte Müll verwertet werden. Wenn das auch noch auf einer nachhaltigen Art und Weise möglich ist – umso besser.
Selbst auf Europas Mülldeponien befinden sich um die 150 Millionen Tonnen Abfälle – ein Verstoß gegen die EU-Gesetzgebung. Und Schweden antwortet: „Wir nehmen sie gerne!“