Das Summen verstummt

Die Bienen als Spiegel der Nachhaltigkeit

Von Jennifer Fröhlich

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
 
Diese Prophezeiung Einsteins könnte bald real werden. Bereits seit 2003 klagen die Imker des Landkreises Lüneburg über ein massives Bienensterben in Region. Ein trauriger Höhepunkt wurde laut eines Berichts des Hamburger Abendblattes im Sommer 2010 erreicht, als mehrere hunderttausend Bienen, was ganzen 66 Bienenstöcken entspricht, verendeten. Ihr quirliges Summen verstummt langsam, aber sicher.

Doch nicht nur in Lüneburg geht das Bienensterben immer schneller voran, in ganz Deutschland beklagen Imker große Verluste; so starben zwischen 1993 und 2006 die Hälfte aller deutschen Bienenvölker.

Dieses Massensterben begründen Experten mit dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und der Zerstörung des natürlichen Lebensraumes der Bienen. Monokulturen, wie sie in der Landwirtschaft immer häufiger auftauchen, tragen ebenso zur Ausrottung der Bienen, Wildbienen und Hornissen bei, wie Krankheiten und Parasiten. Zusätzlich wird die Ausbreitung dieser Parasiten, wie zum Beispiel der Varroa-Milbe, durch die steigenden Durchschnittstemperaturen, die mit dem Klimawandel einhergehen, begünstigt.

Bienen sind der Spiegel unseres eigenen Verhaltens: Gehen wir mit unserer Umwelt schlecht um, vergiften wir sie und beuten wir sie aus, dann sterben die Bienen und mit ihnen ein Großteil unseres Ökosystems.

Das Sterben der Bienen ist ein dramatischer Vorgang, der nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sehr bedenklich ist. Diese eine kleine, vielleicht sogar unwichtig erscheinende Art sorgt ganz allein dafür, dass 80 Prozent unserer heimischen Kultur- und Wildpflanzen bestäubt werden.

Erdbeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Äpfel, Gurken, Erbsen, Bohnen und viele andere Obst- und Gemüsesorten würden ohne die Bestäubungs-Arbeit der Bienen nicht länger existieren.

Bienen tragen somit maßgeblich zur Erhaltung der Biodiversität bei und sind daher nicht nur ein Spiegel unseres (momentan) nicht nachhaltigen Verhaltens der Umwelt gegenüber, sondern auch ein besonders wichtiger Teil unseres Ökosystems, den es unbedingt zu schützen gilt.

Auch wirtschaftlich würde ein Aussterben der Bienen großen Schaden anrichten. So hängt in den USA eine 16 Milliarden Dollar schwere Industrie an den kleinen Bestäubern und auch in Deutschland wären die Schäden für den Obst- und Gemüsebau existenziell.

Was kann man also selbst tun, um dem Bienensterben vorzubeugen? Heimische Blumen auszusäen oder zu pflanzen, die über Nektar verfügen und deshalb von unseren Bienen besonders gemocht werden, ist eine besonders einfache und dazu noch hübsch anzusehende Möglichkeit, selbst aktiv zu werden. Zu diesen Pflanzen gehören Glockenblumen, Margariten, Schnittlauch, Salbei, Lavendel, Herbstastern und viele andere. Selbst ein kleiner Blumenkasten am Balkongitter hilft dabei, den Bienen Lebensraum zu bieten und so zu ihrer Rettung beizutragen.

Weiterhin sollte man darauf achten, seine Honiggläser immer gut auszuspülen, bevor man sie in den Altglascontainer wirft. So haben Bienenkrankheiten, wie die amerikanische Faulbrut, deren gefährliche Sporen sich oft in Honig aus Südamerika befinden, keine Chance sich zu verbreiten und unsere heimischen Bienenvölker zu infizieren. In Zusammenhang damit sollte man zusätzlich darauf achten, Honig aus der eigenen Region zu kaufen, denn dieser hat nicht nur kurze Transportwege hinter sich, sondern hat auch nur ein geringes Risiko fremde Bienenkrankheiten einzuschleppen.

Ein besonders wichtiger Punkt ist der Verzicht auf Pestizide im eigenen Garten, um die Bienen nicht zu vergiften und ihren Lebensraum zu erhalten. Ebenso ist es sinnvoll, den Bienen Nistmöglichkeiten zu bieten, falls man ausreichend Platz dafür hat. Zu guter Letzt kann man sich auch einem der vielen gemeinnützigen Vereine zur Rettung der Bienen anschließen und selbst einen Imkerlehrgang besuchen.


Am wichtigsten ist es jedoch, dafür zu sorgen, dass die Konsequenzen des eigenen Handelns jedem Einzelnen bewusst werden und man sich und anderen deutlich macht, wie wichtig der nachhaltige Umgang mit den uns gegebenen Ressourcen ist. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Bienen in unserer Welt wieder wohlfühlen und so unser nachhaltiges Verhalten widerspiegeln.