Durch Konsum die Welt verändern? „Lemonaid“ zeigt, dass es geht
Ein Bericht von Anne Bohl
Sechs Millionen Euro für 32 Projekte in acht Ländern – so viel kam bislang durch jede verkaufte Flasche der Lemonaid-Limonaden zusammen. Unterschiedliche Projekte in den Anbaugebieten der Inhaltsstoffe werden dadurch unterstützt. Im Rahmen eines Seminarplenums erzählt der Gründer Paul Bethke von der Entstehung und Motivation des Unternehmens, diskutiert mit Studierenden über Crowdinvesting und gibt wertvolle Tipps für Unternehmensgründung.

Mit 15 Jahren reiste Paul Bethke allein nach Sri Lanka und kehrte mit der Erkenntnis zurück, dass die Ausgangsposition, mit der man ins Leben startet, reine Glückssache ist. Nicht jeder Mensch kann die gleichen Privilegien genießen und das motivierte ihn, anderen Menschen zu helfen. So schmiss er, nach einem abgeschlossenen Studium an der Leuphana, seinen Job hin und begann, Lemonaid zu gründen. Was 2009 in einer WG-Küche in Hamburger-St. Pauli zu einer Limonade gemixt wurde, ist mittlerweile ein sehr bekanntes und beliebtes Getränk geworden. Auch die Distribution haben die Gründer selbst übernommen: Zu Beginn sind sie mit ihrer Limonade von Café zu Café gegangen und haben versucht, ihr Produkt dort zu platzieren. Seitdem fließt von jeder verkauften Flasche ein fixer Betrag in den „Lemonaid & Charitea e.V.“, um gemeinnützige Projekte zu unterstützen, wie zum Beispiel in Südafrika, Indien und Südamerika. Dadurch wird ein fairer Handel begünstigt, der eine gerechte und menschenwürdige Landwirtschaft unterstützt. Ganz nach dem Motto: Trinken hilft.
„Für mich geht es auch darum, Gedankengänge anzustoßen“
Paul Bethke betont, dass es ihm nicht bloß um den Verkauf von möglichst vielen Flaschen geht, sondern auch darum, die Gedankengänge der Konsumenten anzustoßen: Dass die Leute mehr über die Situationen anderer nachdenken und sich umsichtiger verhalten. So positioniert sich das Unternehmen auch klar politisch mit Werbeslogans wie, „Lieber Trump, auch als Flasche kann man die Welt verändern“.
Der Kauf und Konsum von Lemonaid soll möglichst mit schönen Erinnerungen verbunden werden, weshalb man das Getränk vor allem auf Festivals oder in Cafés findet und weniger in großen Supermärkten. Dass Menschen in anderen Ländern benachteiligt sind, soll kein bitterer Beigeschmack sein, sondern die Fähigkeit finanziell zu helfen, soll als etwas Schönes wahrgenommen werden.
Crowdinvesting
Das zum Plenum gehörige Seminar dreht sich um nachhaltigkeitsorientiere Projekte: Das Interesse der Studierenden ist daher groß, mehr über Crowdfunding- und investing zu erfahren und sie erfragen, wie es bei Lemonaid ablief.
Da Lemonaid zu 100 Prozent in Gründerhand liegt und sich das auch nicht ändern soll, wurden nie große Investoren mit ins Boot geholt. Da bot sich das Konzept vom Crowdinvesting an, was Lemonaid im November letzten Jahres gestartet hat. Mit vollem Erfolg, denn in weniger als vier Stunden wurden 3,5 Millionen Euro gesammelt.
Paul Bethke glaubt, dass vor allem die schon bestehende Reichweite dazu beigetragen hat – das Produkt war zu dem Zeitpunkt bereits etabliert und hat Supporter gefunden. In der Vergangenheit hat Lemonaid bewiesen, dass Versprechen auch umgesetzt werden. Potenzielle Unterstützer brauchen das Gefühl, dass es dem Unternehmen mit seinen Visionen ernst ist, dennoch sollten Informationen leicht zu konsumieren sein. Paul Bethke gibt aber auch zu, dass es gar nicht so eine große Hürde ist, wie man möglicherweise denkt, Crowdinvesting zu betreiben. Er selbst habe davor keine Ahnung von dem Thema gehabt und hat es dennoch erfolgreich auf die Beine stellen können. Er warnt jedoch davor, Crowdinvesting zu leichtsinnig zu nutzen, um die Rückzahlung und den Mehrwert an die Investoren gewährleisten zu können.
Blauäugigkeit kann hilfreich sein
In einer offenen Fragerunde zum Schluss wollen die Studierendennoch mehr von Paul Bethke erfahren und fragen nach Tipps für Unternehmensgründung. Hier lautet seine Message: Einfach loslegen, denn Probleme lösen sich auf dem Weg. Es bringt nichts, sich im Vorhinein den Kopf über mögliche Hürden zu zerbrechen, die dann im Prozess vielleicht gar nicht auftreten. Eine gewisse Blauäugigkeit ist nicht falsch, denn die hat Lemonaid letztendlich zum Erfolg geführt. Die Gründer wussten damals nichts von jeglichen Getränkenormen oder Ähnlichem, haben die Hürden aber stets meistern können. Heute ist klar geworden: Paul Bethke brennt für Lemonaid und unterstützende Projekte und bietet zum Abschluss an: „Wenn ihr Hilfe mit einem konkreten Projekt braucht, klopft an!“
Mehr zum Thema könnt ihr in diesem Blogartikel erfahren: https://www.leuphana.de/college/studienstart/konferenzwoche/blog-2022/low-profit-ist-die-zukunft-kevin.html
Auf unserem Blog findet ihr weitere interessante Beiträge zur Konferenzwoche 2022 oder folgt uns auf Instagram bei leuphana.college.