Kassenbons verärgern Kunden und Arbeitnehmer

Ein Feature von Lale Popal

Seit 2020 herrscht die Kassenbon-Pflicht und jeder Käufer muss einen Beleg ausgehändigt bekommen. Sogar in Läden, in denen nur Kartenzahlung möglich ist, muss ein Kassenbon ausgedruckt werden. Die Empörung ist groß und nicht jeder zeigt sich verständnisvoll.

©Lale Popal
Täglich werden Kassenbons ausgedruckt.

Ein Brötchen ist rasch verzehrt, was aber seit dem 1. Januar 2020 bleibt, ist der ausgedruckte Beleg, das Brötchen gekauft zu haben. Für die Mitarbeiterin einer Bäckerei in Hamburg bedeutet das gleich drei Probleme: ein bürokratischer Aufwand, erhebliche Kosten und jede Menge Müll.

Nicht nur die Bäckerei-Mitarbeiter, sondern auch Kunden können nicht nachvollziehen was an diesem Vorgang hilfreich ist, wenn man einen Beleg für zwei Brötchen erhält. In einer kleinen Umfrage vor der Bäckerei in Hamburg haben die meisten Kunden jedenfalls eine klare Position: „Wie benötigen keinen Kassenbon.“

Und doch haben die Unternehmen keine Wahl. Geschäfte, die eine elektronische Kasse haben, müssen nach jedem Geschäftsfall, wenn Ware und Dienstleistungen gegen Geld getauscht werden, den Kassenbeleg an den Kunden ausstellen. Diese Regelung gilt in allen Bereichen, wie Dienstleistung, Gastronomie, Handwerk und Einzelhandel. Der Kunde hat dennoch das Recht, den Beleg abzulehnen und ist auch nicht verpflichtet, diesen mitzunehmen.

Das Ergebnis kann man jeden Tag sehen: „Selbst wenn der Kunde den Kassenbon in die Hand gedrückt bekommt, landet er am Warentransportbandende und wenn dieser nicht unmittelbar danach entsorgt wird, entsteht ein Berg voller Kassenzettel. Aber nicht nur das Kassenband ist ein Lieblingsplatz der Kassenzettel, sondern auch der Einkaufswagen“, erklärt Ramin Armen.

Der 25-Jährige arbeitet seit vier Jahren bei Edeka in Hamburg an der Fleischtheke. In dieser Zeit hat er niemanden erlebt, der einen Kassenbeleg unbedingt gefordert hat. „Viel eher kamen Äußerungen mit der Bitte, den Kassenbon für sie zu entsorgen“, sagt Armen.

Auch Geschäftsleitung Bahare Karimi kritisiert den Müll durch Kassenbons. „Das Thema Umwelt ist in den letzten Jahren enorm in den Vordergrund gerückt und wird in der Politik immer wieder heiß diskutiert. Möglichkeiten zur Reduzierung der Umweltbelastung sind aktuelle Tagesdebatten. Für viele ist unklar wieso Themen wie Diesel oder Atomkraftwerke über Jahre ausdiskutiert werden und Themen, die heute schon umgesetzt werden können, kaum Beachtung geschenkt wird“, erklärt Karimi.

Die 49-äJhrige fordert die Politik zum Umdenken auf: „In der heutigen Zeit, wo digitale Medien so stark genutzt werden, ist es unverständlich, dass Kassenbons immer noch nicht ersetzt worden sind. Die Pandemie ist ein Beweis dafür, dass eine Umsetzung durch Digitalisierung machbar ist. Mit einer umweltfreundlichen Alternative können Händler Kassenzettelkosten minimieren und es entsteht eine umweltfreundliche Alternative zum Papierbon. Eine umweltfreundliche Lösung sollte schleunigst in Kraft treten“, findet Karimi.


Woran scheitert’s?

Das Gesetzt selbst schreibt keine Papierform vor. Demnach sind digitale Lösungen wie Rechnungen per E-Mail oder auf das Handy nicht ausgeschlossen. Doch leider hat die Industrie das bisher versäumt.

Seit dem ersten Januar muss jedes Geschäft für jeden Einkauf einen Kassenbeleg aushändigen – selbst für ein Brötchen, das nur wenige Cent kostet. Der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, weist in einem Interview mit der „Tagesschau“ darauf hin, dass es die Händler, die Gastronomen und die Bäckereibesitzer sind, die bei den Kassenherstellern anfragen müssten, ob es digitale Lösungen gibt.

Warum aber gibt es die Bons überhaupt? Der Bon wird als Nachweis benötigt, um auch nachweislich erkennen zu können, dass die Kasse den Kassiervorgang auch wirklich aufgenommen hat, erklärt Thomas Kuffer von der Deutschen Steuergewerkschaft Hamburg in einem Interview mit dem „Spiegel.“.

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