Krieg in der Ukraine: Die Zeit zu helfen ist jetzt

Ein Bericht von Anne Bohl und Mila Schachtschneider

Der Russland-Ukraine-Konflikt steht zurzeit über allem. Unter der Leitfrage “Was kann Europa für Frieden und Sicherheit tun?”, lädt der Universitätspräsident Sascha Spoun zwei Expert:innen ins Studio der Konferenzwoche 2022 ein. Es geht darum, was Europa, die Studierenden und die Leuphana leisten können, um den Frieden und die Freiheit zu sichern.

Auf dem Bild sind drei demonstrierende Personen zu sehen. Sie halten Schilder mit der Beschreibung “Save Ukraine” hoch und rufen etwas. ©Katie Godowski, Pexels.
Tausende Menschen demonstrieren für den Frieden Europas.

 

Der deutsch-schweizerische Wirtschaftswissenschaftler und Präsident der Leuphana Universität Lüneburg Sascha Spoun empfängt zwei Expert:innen für einen Studio-Talk über den Russland-Ukraine-Konflikt. Es sind Cathryn Clüver Ashbrook und Tobias Lenz. Ashbrook ist eine international vernetzte deutsch-amerikanische Politologin und Journalistin, Lenz ist der Leuphana-Professor für internationale Beziehungen. Sascha Spoun diskutiert mit den beiden Expert:innen verschiedene Fragen:

 

Was können wir alle für Freiheit und Sicherheit tun?

 

Wir, als Studierende und Universität, haben eine Vielzahl an Handlungsmöglichkeiten, für Freiheit und Sicherheit einzustehen. Der Politologin Cathryn Clüver Ashbrook zufolge stehe im Vordergrund, die intellektuelle Freiheit zu beschützen. In der Ukraine seien Studierende derzeit gezwungen, ihr Studium zu unterbrechen oder sogar aufzugeben. Andere Menschen verlieren ihre Arbeit. Ihnen dürfe diese wertvolle Zeit nicht genommen werden - wir hätten nun die Aufgabe, unsere Arme für Geflüchtete aus der Ukraine zu öffnen und sie an unseren Universitäten aufzunehmen. 

Gerade weil es Putin hauptsächlich um die Schädigung der Demokratie als solche gehe, müssten wir demokratische Werte wie Freiheit, aber auch unabhängige Berichterstattung umso stärker unterstützen. Ashbrook wirbt für Engagement für offenen Informationszugang, um wichtigen Austausch und Dialog zu fördern. Eine Frage, die wir uns stellen sollten:  „Wie kann ich Desinformationen aufhalten?” Es gehe darum, Nachrichten zu hinterfragen und Informationen nicht einfach hinzunehmen. 

Vor allem aber, betont Cathryn Clüver Ashbrook, sei jetzt ein Zeitpunkt gekommen, um Menschlichkeit und Solidarität zu zeigen sowie für den Frieden einzustehen. Dabei solle der Optimismus nicht aus den Augen verloren werden, denn nur so sei es zu schaffen, durchzuhalten. 

Auf dem Campus der Leuphana wird am Sonntag, den 6. März ab 14 Uhr der “Soli-Markt” stattfinden. Dies ist eine Spendensammelaktion für Menschen und Vertriebene aus der Ukraine. Verschiedenste Sachen werden dort verkauft und jede:r kann selbst entscheiden, wie viel er oder sie bezahlen bzw. spenden möchte. Auch Sachspenden wie Schlafsäcke, Hygieneartikel oder Lebensmittel in Konserven, können dort abgegeben werden und gehen direkt an Hilfsorganisationen für Ukrainer:innen. 

 

Wie schätzen Sie die Rolle der russischen Bevölkerung ein?

 

Wegen Putins machtvoller Position und dem vergleichsweise gering erscheinenden Einfluss des russischen Volks, wird der russische Präsident oft mit der Bevölkerung gleichgesetzt. Cathryn Clüver Ashbrook mahnt an, unbedingt zu differenzieren und Russlands Bevölkerung nicht über einen Kamm zu scheren.

Im Moment gebe es in Russland viele Proteste gegen den Krieg, wobei diese Demonstrant:innen mit drastischen Strafen von bis zu 15 Jahren Haft rechnen müssten. Dass viele sich dennoch trauten, zeuge von starkem Widerstand gegen die Regierung. 

Zudem ist laut Tobias Lenz fraglich, wie wahrheitsgetreu Umfragen zum Krieg der russischen Bevölkerung sind. Russland sei ein autoritärer Staat, in dem Menschen leicht bestraft werden können, die sich gegen Putins Regierung aussprechen - das müsse bei Einschätzungen der russischen Bevölkerung unbedingt bedacht werden. Außerdem, so Tobias Lenz, hinge das Verhalten der Bevölkerung auch stark vom Kriegsverlauf selbst ab: Sollte es weiterhin viele russische Opfer geben, so sei er sicher, wird sich dies im Widerstand der Bevölkerung bemerkbar machen.

 

Ein Appell an die Studierenden

 

Sascha Spoun beendet das Gespräch mit einem Appell an die Studierenden. Sie werden eingeladen, durch Diskussionen, Meinungsbildung und Initiativen, an dem Prozess der Friedenswiederherstellung teilzunehmen. Er betont, wie wichtig es sei, für die Demokratie strukturell, systematisch und kulturell permanent einzutreten und sie abzusichern. 

Spoun bedankt sich bei den Zuschauer:innen des Studio-Talks für ihr Interesse, Handeln und die aktive Solidarität. Er sei hoffnungsvoll, dass “wir gemeinsam in Europa die Chance haben, ein friedliches und freiheitliches Europa zu sichern”. Dafür wolle sich auch die Leuphana Universität einsetzen, indem Einladungen für ukrainische Student:innen für das Sommersemester vorbereitet würden. Ein Kollege von Tobias Lenz sei bereits mit einem ukrainischen Wissenschaftler in Kontakt, sodass dieser hier weiterforschen könne. Außerdem seien sie mit ukrainischen Studentenvertretungen im Austausch. Diese Aspekte seien ein Beitrag für die langfristige Freiheit und den Frieden.

 

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