Hier kommt Müll nicht in die Tüte

Ein Feature von Sophie Toups

2019 wurden in Deutschland pro Kopf 457 Kilo Müll erzeugt - und damit eine Menge Probleme. Aber wie kann jeder Müll reduzieren? Zum Beispiel mit dem Einkauf in einem Unverpacktladen wie dem Neuen Speicher in Lüneburg. Ein Ortsbesuch.

©Sophie Toups
Merle Preuss in ihrem Laden „Neuer Speicher“


Es ist Freitag Mittag. Ende Februar, es regnet mal wieder in Strömen. Die Fassade des Geschäftes ist weiß. Passend dazu, springt der Slogan „Neuer Speicher – unverpackt BIO – VEGAN – UNVERPACKT“ in weißer Schrift entgegen. Hinter der weißen Fassade steht Merle Preuss am Tresen ihres Ladens und bedient Kunden. Eine scheinbar alltägliche Einkaufsszene, doch Preuss' Geschäft ist etwas Besonderes: Es ist ein sogenannter Unverpackt-Laden.

Vor der Eröffnung ihres Unternehmens, studierte Frau Preusssoziale Arbeit. Nun leitet sie gemeinsam mit Ihrer Freundin Lisa Michaelis das Lüneburger Geschäft „Neuer Speicher“. Hier verwirklicht sie sich den Traum von Vielen: ein eigenes kleines Unternehmen. Ein Unverpacktladen als Konzept bietet die Möglichkeit wie ein Bioladen agieren zu können und dabei noch Verpackungsmüll einzusparen. Denn Einwegplastik einsparen lässt sich schon beim Einkaufen. Bei dem Geschäftsmodell wird darauf geachtet, dass möglichst viele Produkte ohne Einwegverpackung angeboten werden. Kunden sind dazu angehalten, eigene Behälter von zu Hause mitzubringen, in die sie die gewünschte Ware und Menge im Geschäft füllen. Der  Kunde kann selbst die Produkte abwiegen und so nur das bezahlen, was er oder sie auch wirklich benötigt.

©Sophie Toups
Viele der Produkte sind in Spendern an der Wand aufbewahrt. Als Kunde kann der Inhalt einfach in die mitgebrachten Behälter gefüllt werden


Merle Preuss erzählt, dass es immer noch schwierig sei, komplett auf Verpackung in allen Produktions- und Entsorgungsschritten zu verzichten. „Es ist halt schwer, in einer so großen Industrie von heute auf morgen alles umzustellen. Es gibt aber viele hier, die sind da voll hinterher und geben sich sehr viel Mühe.”, erklärt sie. 
 

Das Sortiment ihres Unverpacktladens besteht aus Lebensmittel und Drogerie. Preuss zählt auf: Müsli und Kaffee, Nüsse und Getreide, viele Trockenfrüchte und Öle. Von allem  ein bisschen.

Vor der Eröffnung ihres Geschäftes arbeitete Preuss bei einem Demeter Hof. Durch ihre Erfahrung in der Arbeit mit Kühen und Schweinen hat sie sich entschlossen, sich vegan zu ernähren, um das Tierleid durch die Massentierhaltung nicht mehr zu unterstützen. Preuss betont, dass sie andere Perspektiven auf dieses Thema schätzt und ihr Geschäftsmodell nur ein Angebot sei. Sie selbst und ihr Team sehen das Thema nicht dogmatisch.

Produkte, die unter fairen Arbeitsbedingungen verarbeitet werden, sind für die junge Unternehmerin ein wichtiger Bestandteil.Sie empfiehlt „Heyho Granola“ als gutes Beispiel. Dieses Unternehmen ermögliche es Menschen, die einen erschwerten Zugang zum ersten Arbeitsmarkt haben, einen Wiedereinstieg in das Berufsleben. Sie räumt auch ein, dass es noch ganz viele andere Facetten im sozialen Wirtschaften gebe: „Wir haben auch einige Produkte im Sortiment, die fair hergestellt sind: zum Beispiel Cashewnüsse, Kakao oder Kaffee.“

Für Menschen, diesich den Einkauf in ihrem Geschäft nicht leisten können, hat Merle Preuss Verständnis: „Und ich meine auch, unverpackt einkaufen rettet nicht die Welt. EU-Richtlinien und Politik, das ist es eher […]. Ich habe zum Beispiel in meiner Studienzeit hier auch gar nicht einkaufen können. Ich kann das doch niemandem zum Vorwurf machen.“

Hier kommt ihr zur Homepage von Neuer Speicher Lüneburg.

Verbrauchertipp:

Die Unverpacktläden aus dem deutschsprachigen Raum werden im Berufsverband Unverpackt-Verbandrepräsentiert und bieten eine Übersichtskarte an. Dort findet ihr auch in anderen Städten den nächsten Unverpacktladen.

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