„Die meisten Flüchtlinge erleben einen extremen Rassismus“

In der Diskussion zum Thema „Flucht nach Europa – und was dann?“ hat die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan versucht, eine mögliche Antwort auf die bestehenden Probleme für ankommende Flüchtlinge in Europa zu finden. 

Ein Bericht von Marie-Theresa Kotte.

Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan sucht nach Lösungen ©Marie-Theresa Kotte
Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan sucht nach Lösungen

Gäste der Podiumsdiskussion waren neben Gesine Schwan der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, der CDU-Politiker und Bundestagsabgeordnete für Lüchow-Dannenberg-Lüneburg Eckhard Pols und Simeon Leisch, Aktivist bei „Watch the Med Alarmphone“. Sie haben neue Probleme in Bezug auf die Flüchtlinge, die nach Europa kommen, behandelt.

Simeon Leisch plädierte für mehr Einsatz der Regierung in der ausweglosen Situation, für die Flüchtlinge. Diese würden alleine gelassen auf ihrer Flucht und benötigen oft dringend Hilfe auf dem offenen Meer. Mit dem Projekt „Watch the Med Alarmphone“ setzt er sich für die Geflüchteten in Not ein, die noch auf dem offenen Meer Hilfe benötigen. Die Flüchtlinge können eine Notrufnummer wählen, um so auf sich aufmerksam zu machen. „Es kann nicht sein, dass wir uns in unserer Freizeit dafür einsetzen, dass dort ein Schiff hinfährt und sie rettet. Wo ist die Regierung?“, betont er. Leisch wirft der Regierung vor, sie würde bewusst Flüchtlinge ertrinken lassen.

Für Gesine Schwan liegt die Lösung in offenen Grenzen und mehr Partnerschaftlichkeit, denn nur so könne eine Gesellschaft zusammenkommen und funktionieren. Es müsse ein “gemeinsames Wir“ gefunden werden, damit solche dramatischen Situationen nicht mehr passieren.

Wenn Flüchtlinge aufgenommen und doch wieder verstoßen werden

Islamwissenschaftlerin Kaddor sieht den Schwerpunkt jedoch woanders. „Die meisten Flüchtlinge erleben einen extremen Rassismus“, sagt sie. Kaddor verstehe nicht, wie die Regierung Geflüchtete in Städte verteilen könne, die Probleme mit Rechtsextremismus haben. Flüchtlinge würden hier Auseinandersetzungen ausfechten, die die Regierung eigentlich vorher bewältigen müsse.

„Was ist denn überhaupt ein ‘gemeinsames Wir’? Wie definieren wir, wer zu diesem Wir gehört?“, fragt Kaddor hier in die Runde, denn hier liegt für sie ein wesentliches Problem. Es gäbe da noch zu viele Probleme, über die nicht gesprochen werde, die aber noch einer größeren Diskussion wert wären. Kaddor weist besonders auf das vorherrschende Problem der Integration dar. Denn es würde zwar viel über Integration gesprochen, aber nicht darüber, welche Hindernisse bestehen, um eine gelungene Integration hinzubekommen. „Ich bekomme tagtäglich E-Mails von Menschen, die versuchen, Menschen zu integrieren, aber verzweifelt sind, da es Probleme mit der Sprache oder der Kultur gibt“, sagt sie. Es müsse daher an diese Schwierigkeiten angeknüpft werden. 

Wie wir trotzdem ein Wir finden können

Simeon Leisch betont jedoch, dass jede*r einzelne bereits etwas tun könne und das auch tun müsse. Denn wenn die Regierung an diesen Stellen nicht ihren Pflichten nachkomme, müsse die Bevölkerung eben selbst handeln. „Tut euch in Gruppen zusammen und fangt an zu handeln. Startet Initiativen oder engagiert euch in Projekten“, appelliert er. Denn so könnten viele einzelne Menschen bereits einiges bewegen, damit die Flüchtlingskrise sich nicht weiter dramatisieren würde. 

Zu diesem Thema gibt es einen weiteren spannenden Blogeintrag mit dem Titel "Migrationshintergrund als Barriere? - Die Bedeutung des deutschen Wohlstands für Zuwanderer"

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