Die Rettung der Biodiversität

Der Verlust der Biodiversität ist heute in aller Munde. Doch was bedeutet das für uns? Kann das Aussterben der Arten überhaupt noch aufgehalten werden?

Ein Bericht von Lisa-Marie Peemöller.

Tierärztin Anita Idel stellt die beiden Gäste vor ©Lisa-Marie Peemöller
Tierärztin Anita Idel stellt die beiden Gäste vor

Bei dem Podiumsgespräch „Ist die Vielfalt noch zu retten? Falsche Frage: Biodiversität ist ein Muss“ hat die Tierärztin Anita Idel, gemeinsam mit der Autorin des Buches „Das Sterben der anderen“, Tanja Busse, und der Ökologin Vicky Temperton über die Wege der Erhaltung und Förderung der Biodiversität gesprochen.

Artensterben wird oft lächerlich gemacht 

Demnach ist das Artensterben vielen bewusst, trotzdem würde es oft noch nicht ernst genug genommen werden. Manche machen sich sogar darüber lustig, etwa wenn Bauvorhaben am Vorkommen seltener Tierarten oder Pflanzen scheitern, sagt Tanja Busse. Vicky Temperton betont: „Was den meisten Leuten nicht klar ist, ist wie viele Arten wir bereits in Deutschland verloren haben. Wo sehen wir hier in Deutschland noch artenreiche Wiesen?“

Fakt sei, dass wir in den letzten Jahren bis zu 75 Prozent der Arten verloren haben.

Umso wichtiger sei es heute, dass wir weiterdenken. Viele Politiker würden dabei noch zu oft vergessen, an diese unterschiedlichen Lebensräume zu denken und das große Ganze zu betrachten. Denn Arten leben angepasst an ihre Lebensräume. Wenn diese zerstört werden würden, bliebe den Tieren keine Ernährungs- und Wohnmöglichkeiten mehr.

Enormer Verlust der Landschaftsvielfalt

„Die Vielfalt in den Betrieben und die Vielfalt der Biodiversität sind zwei parallele Verlust-Bewegungen“, betont Tanja Busse. Auf der einen Seite gehe eine wachsende soziale Struktur, an der ganz viel von Identität und Heimat abhängt, verloren und auf der anderen Seite schwinde durch die Landschaftsveränderungen auch die Biodiversität. Sie erwähnt, dass die Entwicklung der Menschen, die diese Kulturlandschaft geschaffen haben, die Arbeitsformen, die sich daraus ergeben und die Biodiversität unmittelbar miteinander verbunden wären.

Um die Vielfalt der Biodiversität wieder herzustellen, schlägt Vicky Temperton vor, entlang von Flussläufen anstelle von Ackern wieder mehr artenreiches Grünland zu pflanzen und diese temporär zu beweiden. Grünland sei ein gutes Werkzeug gegen den Klimawandel und gegen das Insektensterben. Anita Idel ergänzt: „Bodenregeneration und auch das Grünland dieser Welt spielen eine entscheidende Rolle für das Grundwasser.“ Beides wäre bei diesem Ansatz gegeben und somit eine gute Hilfe im Kampf gegen das Artensterben.

Riesiges Gesundheitsproblem 

Ein weiteres Problem, das unmittelbar mit dem Verlust der Biodiversität zusammenhängt, sei die Ernährung. Denn auch die Monokultur der Ernährung und die Monokultur auf den Feldern müssten zusammengedacht werden. Das Ausmaß der heutigen Ernährungskrise ist laut Tanja Busse enorm. Zwei Drittel der gesamten Welternte stammten von Pflanzen wie Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln, Sojabohnen, Ölpalmen, Zuckerrüben und Maniok. Dabei gäbe es rund 382.000 verschiedene Pflanzen auf der Welt.

Doch nur neun davon füllten unsere Teller. Durch unsere oftmals „falsche, ungesunde“ Ernährung entstünden in Deutschland sogar bestimmte Krankheiten, wie Diabetes.

Eine allgemeingültige, gesunde, regionale und frische Ernährungsweise der deutschen Bevölkerung würde die Nachfrage einer vielfältigen Landwirtschaft erhöhen und mehr Biodiversität in der Landwirtschaft fördern.

Maßnahmen wie eine Zuckersteuer könnten neue Chancen schaffen. Mit dem eingenommenen Geld, könnte wiederum die vielfältige Landwirtschaft gefördert werden. 

Doch obwohl es sehr hilfreich wäre, eine Zuckersteuer einzuführen und dementsprechend zu fördern, gäbe es in Politik und Verbänden enormes Zögern.

Mit den Worten „...die Ressourcenzerstörung ist der Ast an dem wir alle hängen. Wir müssen laut werden und Transparenz fördern. Denn wir sind alle verantwortlich“, beenden die drei Rednerinnen ihr Gespräch.

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde in diesem Blogbeitrag die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Diese ist als geschlechtsneutral zu betrachten und dient lediglich einer sprachlichen Vereinfachung. Mir ist wichtig zu betonen, dass ich damit auf keinen Fall eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts ausdrücken möchte.

Zu diesem Thema gibt es einen weiteren interessanten Blogbeitrag: "Wachstum als Chance - Bodenfruchtbarkeit als neuer Weg zur Klimaneutralität?"

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