Drei Wege, ein Ziel: Nachhaltigkeitsorientierte Transformation

Drei Frauen im Zeichen der Nachhaltigkeit: Lu Yen Roloff von Extinction Rebellion, Bianca Praetorius von Demokratie in Europa und Julia Verlinden von der Grünen Partei diskutieren gesellschaftspolitische Anforderungen des Wandels zu einer nachhaltigen Zukunft.

Ein Bericht von Julie Hervé.

Drei Frauen, drei Wege, ein Ziel: Nachhaltigkeit. ©Rika Schäding
Drei Frauen, drei Wege, ein Ziel: Nachhaltigkeit.

Das Ziel ist dasselbe: Eine nachhaltige Entwicklung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Lu Yen Roloff ist Vollzeit-Aktivistin bei Extinction Rebellion, einer internationalen, gesellschaftspolitischen Klimabewegung mit drei klaren Forderungen hin zur Transformation: “Sagt die Wahrheit! Handelt jetzt! Politik neu leben!” - und nutzt hierzu gewaltfreien zivilen und inklusiven Widerstand.

Bianca Praetorius ist Social-Entrepreunerin aus dem Technologie-Bereich und Mitbegründerin von „Demokratie in Europa/DiEM25“. Sie sieht Digitalisierung als Mittel zum Wandel von Strukturen in Wirtschaft und Gesellschaft – auch im Sinne der Nachhaltigkeit.

Julia Verlinden ist Abgeordnete der Grünen im Deutschen Bundestag. Sie sieht gesellschaftliche Verbände wie Greenpeace, den NABU und den BUND „als zentrale Stakeholder der Transformationspolitik.“

Drei verschiedene Ansätze, geprägt vom Elternhaus, von äußeren Einflüssen, vom beruflichen Werdegang und persönlicher Einstellung. Doch alle drei treten in politischen Diskurs um die Welt zu verändern.

„Eine Bewegung ist nur dann stark, wenn viele Perspektiven und Stimmen gehört werden.“

Bevor Lu Yen Roloff das Gesicht von Extinction Rebellion Deutschland wurde, war sie bei Greenpeace tätig. Sie setzte sich mit Konsumalternativen und der Frage auseinander, wie möglichst viele Leute einbezogen werden können.

„Die Politik ist momentan zu festgefahren in ihrer institutionellen Eigendynamik, da muss es breitgefächerte Ansätze in der Gesellschaft geben. Nicht nur von Spezialisten.“

Extinction Rebellion sieht das größte Potential in Bürger*innenversammlungen. Dort sollen Menschen auf denselben Wissensstand gebracht und Gemeinsamkeiten gefunden werden.

In Parteien würden sich viele Menschen mit gewisser Einstellung bündeln, wohingegen in Bürger*innenversammlungen sehr viele Menschen mit verschiedenen Meinungen aufeinander träfen. Extinction Rebellion wolle Räume für Gemeinschaftsbildung schaffen, ohne Menschen zu zwingen, irgendwo beizutreten. So könnten diese sich an einem Spektrum bedienen und ihre eigene Aktionsform finden.

„Wie retten wir diesen Planeten?“

Ihr Wissen weitergeben und Vernetzen, das ist Julia Verlinden besonders wichtig. Sie lädt Schulklassen ein, im Bundestag mit Abgeordneten zu diskutieren. „Es war für mich schon immer total wichtig ein politischer Mensch zu sein.“

Sie wuchs in einem politischen Elternhaus auf und wurde selbst politisch aktiv. Tschernobyl 1986, das sei der Knackpunkt gewesen. Sie ging demonstrieren und wurde in ihrem ersten Studiensemester Parteimitglied der Grünen. Ob sie auch mal am Sinn ihres parteipolitischen Engagements zweifle, fragt Lasse Kroll, Moderator der Podiumsdiskussion.

„Diese Frage stelle ich mir regelmäßig – ist das jetzt der richtige Ort? Könnte ich bei beispielsweise Greenpeace mehr bewegen? [...] wer weiß, vielleicht ist irgendwann ein anderer Schritt nötig.“

„Jedes Mal wenn du netflixt, machst du den Planeten ein bisschen kaputt. Aber ohne Insta kein Fridays for Future!“

Bianca Praetorius stellt klar: Erst durch soziale Medien sei das Klimathema in Gesellschaft und Politik so präsent geworden. Die Digitalisierung übe Druck aus, doch viele Menschen sähen in der Digitalisierung nur emissionsfördernde Technologien, mit dem Potential, das Klima zu befeuern.

Bianca Praetorius hingegen sieht Chancen für nachhaltigen Wandel. Technologien könnten einen relevanten Beitrag auf dem Weg Richtung emissionsfreie Zukunft leisten. Ihr wurde schnell bewusst: „Klimakrise ist ja kein Fetisch von Ökos, sondern totale Realität.“

Sie ist der Meinung, dass es zukünftig keine Massenbewegung in Richtung Parteianschließung geben wird und zählt auf Bewegungen wie „Demokratie in Europa“, wo Menschen „... sich zusammenschließen und trotzdem individuell bleiben können.“

Den einen Weg gibt es wohl nicht

Sie sitzen zusammen und diskutieren, jede mit ihren Schwerpunkten und anderen Blickwinkeln und doch Teil derselben Bewegung. Im Fokus: Nachhaltigkeit. Parteipolitik, ziviler Ungehorsam, technologische Strukturen. Drei sehr verschiedene Herangehensweisen an dieselbe Problematik. Klimawandel. Direkt vor der Haustür.

Es braucht Aktivist*innen die auf die Straßen gehen und mit Forderungen laut werden.

Es braucht eine Politik die mit konkreten Richtlinien und Gesetzen antwortet.

Und es braucht Technologien und Strukturen die den Wandel begleiten.

„Weil wir keine Zeit mehr haben kommen wir nicht drum herum, Lösungen zu finden. Die Zeit ist reif für eine neue Definition eines neuen Wirtschaftssystems.“ – Bianca Praetorius ©Rika Schäding
„Weil wir keine Zeit mehr haben kommen wir nicht drum herum, Lösungen zu finden. Die Zeit ist reif für eine neue Definition eines neuen Wirtschaftssystems.“ – Bianca Praetorius
„Was machbar ist, ist totale Auslegungssache. Das zeugt eher von der Mutlosigkeit der aktuellen Politik. Je länger wir nichts tun, desto radikaler müssen die Handlungen hinterher sein.“ – Julia Verlinden ©Rika Schäding
„Was machbar ist, ist totale Auslegungssache. Das zeugt eher von der Mutlosigkeit der aktuellen Politik. Je länger wir nichts tun, desto radikaler müssen die Handlungen hinterher sein.“ – Julia Verlinden
„Wir brauchen eine Debatte darüber wie viel Technik ist genug und was kann weg? Wir haben Ressourcen. Wir sind eine Gesellschaft. Wie können wir das gemeinschaftlich verwalten?“ – Lu Yen Roloff ©Rika Schäding
„Wir brauchen eine Debatte darüber wie viel Technik ist genug und was kann weg? Wir haben Ressourcen. Wir sind eine Gesellschaft. Wie können wir das gemeinschaftlich verwalten?“ – Lu Yen Roloff

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