Aladin El-Mafaalani im Porträt

Ein Beitrag von Andrea Richardsen

Aladin El-Mafaalani hat das Bildungssystem aus jeder denkbaren Perspektive erlebt und analysiert: Zunächst als Schüler selbst und während seines Studiums an der Ruhr-Universität in Bochum mit Wirtschafts-, Politik-, Erziehungs- und Arbeitswissenschaft als Student. Anschließend als Lehrer in seinem fünfjährigen Schuldienst sowie zeitgleich als Dozent und Wissenschaftler an Hochschulen. Heute ist er als Ordinarius für Erziehung und Bildung in der Migrationspolitik an der Universität Osnabrück im Bildungssystem beteiligt.

Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Autor ©Mirza Odabasi
Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Autor

Am Freitag, den 26.02.2021, wird El-Mafaalani zu Gast bei der Konferenzwoche sein. Ein Blick in seine Werke „Das Integrationsparadox“ (2018) und „Mythos Bildung“ (2020) zeigt auf, was der Hochschullehrer syrischer Abstammung fordert: Chancengleichheit in den Schulen, in der Bildung, in der Gesellschaft.

El-Mafaalani sieht ein großes Problem in der Erwartungshaltung, dass durch Bildung die soziale Ungleichheit in Deutschland bekämpft wird. Gleichzeitig sei es jedoch die Bildung, die die soziale Ungleichheit legitimiert. Das sei der Doppelcharakter von Bildung. Im deutschen Schulsystem werde jeder gleichbehandelt. Wenn die Schüler:innen jedoch ungleiche Startchancen haben und dann gleich behandelt werden, werde die Ungleichheit reproduziert – und das habe schwerwiegende Folgen für das spätere Leben der Schüler:innen.

Um Ungleichheiten und der Entstehung von einer exklusiven Gesellschaft entgegenzuwirken, moderiert der Bildungsforscher den „Talk im Dietrich Keuning Haus“, einer städtischen Einrichtung in Dortmund, und lädt Gäste aus Kultur, Wissenschaft und Politik ein. Der Eintritt ist frei und El-Mafaalani betont, die Veranstaltung werde möglichst informell gehalten, um niemanden auszugrenzen. 

Und wieso wird nun durch Bildung kein einziges der großen, gesellschaftlichen Probleme gelöst? Laut El-Mafaalani dürfe Bildung nicht als Lösung angesehen werden, denn sie ist nicht die Lösung.  Bildung solle vielmehr als Infrastruktur angesehen werden. Die Aufgabe der Schule liege einzig und allein darin, Chancenungleichheiten zu verringern und die Erfahrungshorizonte sowie Zukunftsperspektiven für alle Kinder zu erweitern. Dies benötige eine Neuaufstellung der Schulen, indem die Ganztagsschulen effektiv ausgebaut werden und ein Arbeiten in multiprofessionellen Teams möglich gemacht wird.

Wir freuen uns auf das Gespräch zwischen Aladin El-Mafaalani und Aminata Touré am Freitag, den 26.02.2021 um 16 Uhr, das unter der Fragestellung „Wem gehört die Stadt?“ laufen wird. Anschließend wird El-Mafaalani auch im Zukunftsstadt-Magazin zu sehen sein.