Interview mit dem Moderationsteam der Konferenzwoche
Ein Beitrag von Senja Brüggemann und Schirin Hamelberg
14 Shows in 4 Tagen. Unzählige spannende Gäste in den verschiedensten Formaten. Und was eine goldene Hose, ein Büschel Rosmarin und die sympathischen Moderator:innen der diesjährigen Konferenzwoche, Cornelius und Farina, damit zu tun haben, erfahren Sie in unserem Interview.
Senja: Wie lange moderiert ihr die Konferenz Woche schon? Was ist so besonders an der Aufgabe?
Cornelius: Das Moderieren der Konferenzwoche ist für mich tatsächlich das erste Mal. Zusammen mit Farina habe ich die letzte Startwoche moderiert, das war natürlich sehr schön. Dementsprechend blicke ich auch sehr zuversichtlich nach vorne. Ich glaube das besondere bei der Konferenzwoche ist, dass wir knapp 14 Sendungen in einem Zeitraum von 4 Tagen haben. Die vielen verschiedenen Formate, die da aufeinander treffen werden, werden unheimlich spannend sein.
Senja: Habt ihr ein Highlight aus euren vergangenen Moderationen?
Cornelius: Also, ich bin freiberuflich Moderator und Redakteur, insofern habe ich schon coole Leute treffen dürfen. Wenn wir jetzt auf die Startwoche blicken, war mein Highlight, das wir mit dem Fahrrad ins Studio reingekommen sind. Wir haben innerhalb von einer Woche wirklich eine intensive Verbindung zu den Erstis aufbauen können, sodass wir nach kurzer Zeit schon Insider hatten. Das muss man, glaube ich, erst mal schaffen. Das ist natürlich auch das Ziel für die Konferenzwoche dieses Jahr.
Senja: Was waren das so für Insider?
Cornelius: Es gab verschiedene Momente, zum Beispiel wurde ich öfters auf meine auffällige goldene Hose angesprochen. Außerdem stand eine Lavendel Pflanze auf meinem Schreibtisch und ich dachte, das wäre Rosmarin und habe mich immer gewundert, warum das nicht so gut schmeckt, wie ich es erwartet habe. Bis dann irgendwann rauskam, dass es halt Lavendel war. Und da hat Farina mir am Ende der Woche ein Rosmarin in der Live-Sendung geschenkt. Da hat man richtig gemerkt, es kommt was aus der Community zurück, während im Studio ganz viel passiert.
Farina: Ich habe mir übrigens auch eine Hose besorgt, die mit deiner mithalten kann. Wir müssen dann noch klären, ob wir die gleichzeitig anziehen oder lieber abwechselnd. (lacht)
Cornelius: Und dann nach dem Motto „Wer trägts besser?“ (fängt auch an zu lachen)
Farina: Ich habe letztes Jahr ein Podium auf der Konferenzwoche moderiert. Das war damals noch im Hörsaal, was man sich jetzt gar nicht mehr vorstellen kann. Mein Highlight der Startwoche letztes Jahr war die Studioeinfahrt mit dem Fahrrad, wo ich Cornelius beinahe gegen das Zentralgebäude gefahren hätte!
Senja: Das hört sich echt richtig gut an. Wie ist es denn überhaupt, die Konferenzwoche ganz ohne Live-Publikum zu moderieren. Seid ihr nervöser als sonst?
Farina: Nicht nervöser, sondern anders nervös, weil es um andere Sachen geht. Wir sind in einem richtigen Fernsehstudio und da stehen mindestens 3 bewegliche Kameras um einen herum. Das ist einfach unglaublich viel Technik. Und es sind ja ganz viele Menschen dabei, die mit uns im Studio arbeiten. Das heißt, man ist nicht allein. Aber es stimmt natürlich, man hat auch kein Publikum in dem Sinne, aber deswegen ist man anders nervös, weil andere Sachen, zum Beispiel technische Aspekte, wichtiger sind. Wann laufe ich wohin, wohin gucke ich? Sitzt alles? Ich bin ja komplett verkabelt. Können Cornelius und ich uns gut hören? Man muss immer überlegen, wie kommt das jetzt durch eine Kamera beim Publikum an. Dafür hat man aber eben nicht die Leute, die live vor Ort sind. Mit Live-Publikum kann man die Stimmung zwar besser aufnehmen, aber das kann auch total gefährlich werden. Aus dem Publikum kann alles kommen. Es können Leute intervenieren oder aufspringen oder ihren Missmut reinrufen. Das kann einem mit der Kamera nicht passieren.
Senja: Fehlt euch die Interaktion mit dem Publikum?
Farina: Wie gesagt, ich finde es nicht vergleichbar. Natürlich fehlt es. Aber wir müssen ja zum Glück nicht vor einem leeren Hörsaal moderieren, sondern in einem Fernsehstudio. Es ist natürlich super wichtig, dass das Studio Team da ist und dass man da schon Reaktionen bekommt, wenn man mal Quatsch macht.
Cornelius: Es ist dadurch schon schwieriger, eine Verbindung zu den Zuschauern aufbauen. Das führt gleichzeitig aber dazu, dass wir wesentlich schneller mit den Gästen zum Punkt kommen, weil man nicht das Gefühl hat, man muss alle im Raum abholen, sondern fokussiert sich auf eine Person. Man hat natürlich auch die ganze Zeit die Regie auf dem Ohr, die einem immer sagt „So, und jetzt rauf! Ein bisschen mehr nach links. Cornelius, das andere links!“ (alle lachen) Es macht einfach super viel Spaß, weil alle im Studio richtig gute Laune haben. Die Interaktion mit dem Publikum ermöglichen wir dieses Jahr über interaktive Elemente sowie durch Abstimmungstools in den Live Shows und über Social Media!
Schirin: Wie habt ihr euch denn überhaupt auf die diesjährige Konferenzwoche vorbereitet?
Cornelius: Es ist unglaublich vollgepackt. Ich glaube, im Dezember sind die ersten Gespräche angelaufen und Anfang Februar konnten wir anfangen, die Sendepläne zu schreiben. Das Studio entwickelt sich erst wirklich in der Zeit, in der aufgebaut und geprobt wird. Das heißt, man kann ganz viel vordenken. Aber die eigentliche Arbeit passiert jetzt, in der Schlussredaktion. Es sind einfach viel mehr Gedanken, die jetzt durch den Kopf schwirren. Man versucht möglichst viel fertig zu bekommen und vorzubereiten, sodass man dann in der finalen Woche „nur“ moderieren muss.
Farina: Ja, man muss es gerade inhaltlich organisieren. Welchen Leuten will ich welche Fragen stellen, damit es auch eine inhaltliche Tiefe bekommt? Dazu muss man einfach unglaublich viel recherchieren. Was sagen die Leute sonst auf anderen Podien? Was haben die geschrieben? Dazu müssen wir Bücher lesen und Interviews gucken. Was sind deren Expertisen? Was interessiert mich daran? Was könnte unsere Erstsemester daran interessieren? Das ist die inhaltliche Vorbereitung und parallel muss man aber auch immer noch organisatorisch planen. Wann müssen die Leute bei Zoom sein? Es ist natürlich auch nicht leicht mit Gästen, die sehr beschäftigt sind. Da muss man höflich sein und sicher gehen, dass die sich gut behandelt fühlen. Das liegt zum Glück nicht alles bei uns, jeder hier aus einem riesigen Team macht und tut, was er kann.
Cornelius: Es ist ein großer Unterschied, dass wir nicht einen Coworking-Space haben. Alle Besprechungen sind digital und wir sind alle an verschiedenen Standorten. Da fehlt einfach auch dieses Zusammensitzen im Coworking-Space, Ideen am Whiteboard durchstreichen und dann mit einem Bier anstoßen. Das gibt's gerade nicht und das hat auch nochmal viel verändert.
Schirin: Habt ihr denn irgendein Ritual oder eine Gewohnheit bevor ihr live geht?
Cornelius: Unser einziges Ritual ist, dass wir 2-3 Minuten bevor wir live gehen, ein paar Flachwitze machen. Einfach so ein paar lustige Kommentare – noch einmal die Stimmung lockern, bevor wir live gehen.
Schirin: Dieses Jahr ist das Thema der Konferenzwoche "Alle Macht den Städten". Was habt ihr euch gedacht, als ihr das gehört habt?
Farina: Mein erster Gedanke war "Keine Macht für niemanden!".
Cornelius: Ich glaube, mein erster Gedanke war tatsächlich: "Und was ist mit den Dörfern?" Ich habe das Gefühl gehabt, dass ein starker Fokus auf die Städte gesetzt wird. Bisher war es immer ein Wort oder eine Frage und jetzt war es einfach eine Aussage und das finde ich total spannend. Damit wird sehr viel Provokantes transportiert.
Schirin: Ihr müsst euch ganz viel mit der Thematik sowie den Gästen auseinandersetzen. Was ist euer persönliches Highlight?
Cornelius: Ich freue mich wirklich am meisten auf die einzelnen Shows, vor allem auf die Leuphana Late-Night-Show. Bei den Gästen freue ich mich auf die Keynote von Aminata Touré, sowie das Gespräch mit Matthias Horx. Ich habe mir sein erstes Buch vor sechs Jahren gekauft und seitdem möchte ich mit ihm sprechen. Außerdem dürfen wir Erstsemestler*innen im Studio begrüßen und mit ihnen sprechen – da freue ich mich auch drauf. Im Rahmen der Konferenzwoche wird es auch einen Einblick in die Utopie-Konferenz mit Richard David Precht und Maja Göpel geben. Vor uns steht also eine ganze Woche voller Highlights!
Farina: Ich schließe mich dem an. Ich freue mich tierisch auf das Gespräch mit Aladin El-Mafaalani und Aminata Touré, um deren sehr schlaue Gedanken und Einsätze für mehr Diversität und für eine offene Gesellschaft durchs Studio raus in die Welt zu tragen. Am Donnerstag haben wir Michel Friedmann zu Gast für eine Keynote mit dem Titel „Zeitwende für die Demokratie?“. Ich finde er argumentiert sehr auf den Punkt und ist gleichzeitig ein streitbarer Typ. Selber hat er auch schon so viel moderiert und daher habe ich echt Respekt, mit ihm zu sprechen. Vermutlich gibt es da etwas Lampenfieber von meiner Seite.
Senja: Cornelius, wie ist es bei dir? Hast du bei irgendeinem Kandidaten Lampenfieber oder bist du eher entspannt?
Cornelius: Natürlich werde auch ich ab und zu nervös, aber ich gehe mit dem Prinzip an Interviews heran, dass ich ganz viel von denen lernen möchte und hoffe, dass sie eine Sache von mir lernen. Dadurch entsteht eine lockere, gleichgewichtige Gesprächssituation. Der Fokus liegt dann auf dem gemeinsamen Austausch. Insofern, Lampenfieber auf jeden Fall schon und gerade bei der ersten Show, wenn man erstmal wieder reinkommen muss, danach wartet dann aber nur noch Freude. Mit Farina an meiner Seite mache ich mir dabei eh keine Sorgen!
Farina: Cornelius ist da echt ein weiser Typ. Also Lifehacks mit Cornelius. (alle lachen)
Senja: Was erhofft ihr euch von der diesjährigen Konferenzwoche?
Cornelius: Mir kommt es vor allem darauf an, dass die Erstis glücklich sind. Die hatten jetzt echt ein schweres Semester. Man hat sich das alles anders vorgestellt und daher ist es mir super wichtig, dass die Leute einschalten und merken: „Okay, es ist alles digital, aber es gibt trotzdem einen Ort oder Personen, die ich wiedererkenne. Es ist gut, dass ich am Studium drangeblieben bin, ich habe etwas für mich mitgenommen."
Farina: Für mich wäre das Wichtigste zum Einen den Spaß, den wir im Studio haben, durch die Kamera abzugeben und das mit der inhaltlichen Tiefe der Diskussionen zu kombinieren. Dass wir nicht nur immer wieder oberflächlich antippen "Was ist Nachhaltigkeit?", "Was ist Diversität?" und mit unseren Gästen keine Sonntagsreden produzieren. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, an der einen oder anderen Stelle etwas Erstaunliches, was Schlaues oder Längerfristiges auf den Weg zu bringen.
Senja: Das klingt auf jeden Fall voll gut. Und wenn du jetzt sagst: "Nicht nur an der Oberfläche kratzen.", was sind für euch so Themen, die ihr gerne bei der Konferenzwoche ansprechen würdet?
Farina: Also wenn es um Nachhaltigkeit geht, würde eine Topik auf jeden Fall "alle Macht den Fahrradfahrer*innen" heißen oder es könnte sich um nachhaltiges Gärtnern und Selbstversorgung drehen. Eine weitere Forderung, die ich gerne in die Welt bringen würde, obwohl ich gleichzeitig weiß, dass sie gar nicht beantwortbar oder diskutierbar in dem Sinne ist, wäre: “Warum können Menschen Anderen nicht das gönnen, was sie für sich auch wünschen? Nämlich Freiheit und ein sicheres, selbstbestimmtes Leben”. Aber das ist eher ein großer Wunsch als ein Thema.
Cornelius: Ich habe mich in den letzten Jahren viel mit rechten Manipulierungsstrategien auf Social Media beschäftigt. Es ist höchst interessant, wie die AfD, NPD, oder auch die die Identitäre Bewegung Social Media als Rekrutierungsplattform nutzen. Damit einher geht ein Training der Medienkompetenzen. Ein spannendes Feld!
Schirin: Das Semester für die Erstis ist bald vorbei und endet mit der Konferenzwoche als Highlight. Habt ihr irgendeinen Rat für die kommende Konferenzwoche oder vielleicht auch für die Zeit danach?
Cornelius: Ich würde sagen, seht es nicht als Teil der Prüfung an. Die macht ihr morgens fertig und das gesamte Programm der Konferenzwoche baut dann darauf auf, dass ihr euch ein Bierchen schnappt, mit euren Freund*innen zoomt oder mit der WG zusammensetzt und dann gemeinsam die Shows schaut. Insofern ist es keine Prüfungsleistung, es ist kein Zwang. Schaltet echt einfach ein, es wird wirklich witzig und interessant.
Farina: Ja, mein Tipp wäre auch allgemein für die kommenden Semester sowie für die Prüfungsphasen: Stellt Fragen, wenn ihr Fragen habt. Jeder Dozent, jede Dozentin sollte ansprechbar sein, fragt auch eure Kommiliton*innen. Und mein Durchhaltetipp für die ganzen Computer Sessions ist wirklich in dem Moment, wo es vorbei ist, Computer aus, Klappe zu, rausgehen an die frische Luft. Meine Erfahrung ist, dass nur so diese Marathons irgendwie körperlich und psychisch durchhaltbar sind.