Mit selbstgemachten Pommes zum Umweltschützer

Ein Feature von Ramona Schmidt

„Iss mal was für`s Klima“. So lautet der neue Werbeslogan der Lebensmittelmarke veganz. Doch was ist „Iwas für's Klima“? Was darf man sich angesichts der Klimakrise noch mit gutem Gewissen auf den Teller legen?

Steht in Zukunft mehr Bio-Gemüse auf dem Speiseplan? ©couleur/pixabay: https://pixabay.com/de/photos/kartoffeln-gem%C3%BCse-erdfrucht-2329648/
Steht in Zukunft mehr Bio-Gemüse auf dem Speiseplan?

„Die Tiefkühlpommes sind auch noch meistens in Plastik verpackt. (…) Es gibt so wenige fertige Bio-Kartoffelprodukte. Und dann sind auch noch immer Chemikalien zugemixt. Pommes selbst machen ist für die Umwelt schon besser“, sagt Leoni Steinhuber. Sie studiert nachhaltiges Finanzmanagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde und fertigt im Rahmen ihres Moduls Umweltmanagement eine Ökobilanz zur Kartoffel an.

Steinhuber fügt hinzu: „Wenn man zum Beispiel Tiefkühlpommes kauft, dann müssen die Kartoffeln noch geschält werden, sie müssen geschnitten werden, sie müssen gefroren werden, sie müssen dann noch gelagert und gekühlt werden. Und dadurch wird die Ökobilanz immer größer und größer und größer, nur damit man selbst nicht mal eine halbe Stunde in der Küche stehen und sich Pommes schneiden muss.“

Eine einzelne Pommes macht klar: Die spezifischen Auswirkungen, die die eigene Ernährung auf unsere Umwelt hat, sind komplex und verschiedene Faktoren sind oft miteinander verknüpft.

Wie lässt sich die eigene Ernährung umweltfreundlicher gestalten?

Für eine klimaschonende Ernährung gibt es verschiedene Möglichkeiten. In der wissenschaftlichen Studie der EAT-Lance-Kommission erläutern die Wissenschaftler:innen, wie eine nachhaltige Art der Ernährung im Jahre 2050 aussehen könnte. Ein Fokus liegt dabei vor allem auf dem Thema Fleischkonsum, da dieser besonders schädlich für das Klima ist. Die Nutztierhaltung ist für den Großteil der Emissionen verantwortlich, dabei schaden vor allem Lachgas und Methan dem Klima. Außerdem benötigt die Nutztierhaltung viel Wasser und Fläche. Die Lance Kommission ist daher der Ansicht, dass sich in Zukunft besonders unser Fleischkonsum verändern muss. Grund dafür sind die hohen Emissionen, die aus der Fleischproduktion stammen. Tatsächlich ist die Nutztierhaltung für mehr Treibhausgase verantwortlich, als der weltweite Verkehr zusammen.

Kartoffel gut, alles gut?

Am Beispiel der Kartoffel sieht man, in was für einem engen Zusammenhang der Ackerbau und die Umwelt stehen. Steinhuber erklärt, dass vor allem der kontrollierte Bio-Anbau der Produkte unausweichlich ist, um die Umwelt langfristig zu schonen: „Die Düngung hat sehr viele schlechte Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Zum Beispiel ist das Eutrophierungs- und Versauerungspotenzial bei der Düngung von der Bio-Kartoffel um das Dreifache geringer als bei der konventionellen Kartoffel. Eutrophierung bedeutet Überdüngung und Versauerungspotential ist, wenn der genutzte Boden versauert. Das hat beides sehr viele weiterführende Schäden.“

Die Auswirkungen, die der Einsatz von Pestiziden und Düngungsmitteln mit sich trägt, sind dabei verheerender, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

„Es ist ein Domino-Effekt“

Durch den vermehrten Einsatz von chemischen Mitteln in der konventionellen Landwirtschaft gelangen die Stoffe in den Boden und so auch in das Grundwasser. Dies führt dazu, dass Pflanzenschutzmittel, Düngemittel und Co. mit der Zeit auch ins Meer gelangen. Mit Folgen, wie Steinhuber verdeutlicht: „Durch die Überdüngung gelangen die schädlichen Stoffe ins Wasser, wodurch auch das Algenwachstum angeregt wird. Dadurch werden bestimmte Gewässer dann zu einer Todeszone für die Fische. (…) Es ist ein Domino-Effekt.“

Beim biologischen Anbau wird durch spezifische Auflagen reguliert, wie viele Mittel verwendet werden. Durch den geringeren Einsatz wird bei der Bio-Landwirtschaft jedoch deutlich der Boden geschont, was wiederum eine positive Auswirkung auf die Umwelt und auch die Menschen hat.

Steinhuber erklärt diesbezüglich: „Bei den Pestiziden ist es so: Unser regionale Bio-Bauer hat drei benutzt und der konventionelle Bauer, den wir befragt haben, hat 15 benutzt. Da kann man jetzt nicht explizit sagen, das Pestizid ist böse wegen dem und dem, aber es kommt auf die Menge an, die der Mensch aufnimmt und die die Umwelt aufnimmt. Das ist dann schon ein großer Unterschied.“

Was kann man für diesen Planeten tun?

Die Ernährung der Zukunft muss sich in eine umweltschonendere Richtung entwickeln. Auch der Aspekt der steigenden Knappheit von Ressourcen wie Wasser und Fläche, sollte eine zentrale Rolle spielen bei der Frage, wie wir uns solidarisch und klimafreundlich ernähren, so wie es die Wissenschaftler:innen der EAT-Lance Kommission in ihrer Studie erläutert haben.

Um den Planeten zu schützen, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Umweltbilanz schon einmal ein Anfang. Auch sollte man den Aspekt der wachsenden Bevölkerung nicht unterschätzen, da auch dies beeinflussen wird, wie wir unseren Planeten für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung nutzen können.

Es kommt hierbei auf jede einzelne Kaufentscheidung an. Ein leichter Schritt in die richtige Richtung wäre beispielsweise, beim nächsten Einkauf einfach mal intensiver und bewusster auf Herkunft und Produktion der Lebensmittel zu achten, die wir konsumieren. Wie wäre es zum Beispiel damit, beim nächsten Mal die Pommes selber aus Bio-Kartoffeln zuzubereiten, statt fertige zu kaufen. Dies wäre ein erster Schritt  in eine umweltschonendere Ernährungsweise, die unserem Planeten und auch uns Menschen guttut.