WIE GRÜN IST LÜNEBURG UND WARUM SIND WIESEN SO WICHTIG? DAS ZUKUNFTSSTADT-MAGAZIN AM MITTWOCH

Ein Beitrag von Marie Arens

Knapp ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten weltweit stehen auf der der roten Liste. Die Biodiversität ist gefährdet und muss geschützt werden. Über konkrete Projekte in Lüneburg wird im Zukunftsstadt-Magazin gesprochen.

Während der Live-Session wurde eine MAZ über das Projekt “Bunt ist das neue grün” eingespielt. Zu sehen sind Cornelius Gesing und Sara Reimann im Gespräch. ©Foto: Zukunftsstadt Lüneburg
Während der Live-Session wurde eine MAZ über das Projekt “Bunt ist das neue grün” eingespielt. Zu sehen sind Cornelius Gesing und Sara Reimann im Gespräch.

Jeden Tag um 17 Uhr findet während der Konferenzwoche 2021 das Zukunftsstadt-Magazin live auf YouTube statt. Hier geht es um das Lüneburg von morgen. Am Mittwoch dreht sich alles um das Thema die begrünte Stadt. Das Projekt des Zukunftsstadtbüros „Bunt ist das neue Grün“ wird vorgestellt. Zu Beginn heißt Daniel Lang die circa 100 Zuschauer:innen herzlich willkommen.

Daniel Lang ist Professor für Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der Leuphana. Die gesamte Veranstaltung über hat er ein breites Lächeln im Gesicht. Neben ihm sind jeden Abend verschiedene Akteur:innen und Expert:innen auf der Bühne beziehungsweise auf der Leinwand. Heute sitzen hier Vicky Temperton, Hanna Prasuhn und Uta Hesebeck. Vicky Temperton ist Professorin für “Ecosystem Functioning & Services” an der Leuphana und auch als Lüneburger:in aktiv in der Stadt. Uta Hesebeck schaut sich genau an, wie gut das mit dem grün in der Stadt Lüneburg bereits funktioniert. Sie ist die Fachbereichsleiterin der Hansestadt Lüneburg und für Straßen-, Grünplanung und Ingenieurbau zuständig. Aber nicht nur Expert:innen werden eingeladen, auch eine Studentin sitzt auf der Bühne. Hanna Prasuhn studiert im ersten Semester Digital Media und hat mit ihrer Projektgruppe an der Umsetzung eines Urban Gardening Projektes im Lüneburger Stadtteil Kaltenmoor gearbeitet. 

Per Videoanruf werden außerdem Jennifer Schulz und Dr. Josef Mikocki dazugeschaltet. Jennifer Schulz lehrt an der Universität Potsdam und ist Expertin für Landschaftsplanung und Waldgärten. Josef Mikocki ist Biologe und leitet das Wiener Arten- und Lebensraumschutzprogramm. 

 

Biodiversität ist wichtig und notwendig 

Zuerst werden Jennifer Schulz als Expertin ein paar Fragen zu Biodiversität gestellt. Doch was ist das überhaupt? Biodiversität oder auch biologische Vielfalt umfasst die drei Bereiche Vielfalt der Ökosysteme, Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Jennifer Schulz betont, wie wichtig Biodiversität in der Stadt und wie notwendig sie für den Menschen ist. Sie stellt sich eine biodiverse Stadt vor, in der der versiegelte Boden geöffnet wird, es mehr Grünflächen gibt und auch Häuser bepflanzt werden. Außerdem sei es wichtig, gemeinsam an die Umsetzung heranzugehen.

Doch wie sieht die Umsetzung konkret in Lüneburg aus? Laut Uta Hesebeck werden in Lüneburg bereits tolle Ideen umgesetzt. Verkehrsinseln wurden zum Beispiel entsiegelt und bepflanzt und in Parkanlagen gibt es immer mehr Blühwiesen. Jedes Jahr Anfang Oktober gibt es die „Pflanz deinen Baum“ Aktion, bei der bereits 150 Bäume im Lüneburger Stadtgebiet gepflanzt wurden. Studentin Hanna Pasuhn plant mit ihrer Projektgruppe die Bepflanzung der Hochhäuser im Lüneburger Stadtteil Kaltenmoor. Die grünen Dächer sollen zu einem Hotspot der Biodiversität werden und gleichzeitig Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, alles rund um das Gärtnern und Pflanzen zu lernen. 

 

Offene und blühende Wiesen sind wichtig für die Biodiversität

Vicky Temperton weist im weiteren Gespräch darauf hin, wie wichtig offene und blühende Wiesen und Wälder sind. Das Insektensterben würde die Biodiversität erst so richtig populär machen. Aber wieso gebe es das Insektensterben? Weil der Lebensraum der Insekten, nämlich artenreiche Wiesen und Weiden, zerstört werde. Grund dafür sei, dass das Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Flächen bei vielen Menschen fehlt. 

Vicky Temperton sagte:
„Wir haben ungefähr um 80% diese Wiesen verloren in den letzten 100 Jahren und dann wundern wir uns, warum wir einen Artenrückgang bei den Insekten haben. Aber auf der anderen Seite verschwindet das auch in unserer Wahrnehmung, denn Grünland wird oft subsumiert. Es wird entweder unter Landwirtschaft gesehen und dann wird es ein bisschen ignoriert, weil man an Anbaupflanzen denkt. Oder wenn man über die Natur redet denkt man gleich an Wald. Das wird vergessen. Und das wird gefährlich, weil genau da ist ein großer Hebel, um die Biodiversität massiv zu erhöhen.“ 

 

Projekt „Bunt ist das neue Grün“

Kurz vor Ende der Session wird ein Video von Cornelius Gesing und Sara Reimann eingespielt. Cornelius kennt ihr vielleicht aus der Lunch!Show. Sara Reimann betreut das Projekt „Bunt ist das neue Grün“ des Zukunftsstadtbüros.

Sara Reimann dazu im Gespräch:
„Wir wollen Biodiversität fördern und das bedeutet, dass die Artenvielfalt an Pflanzen, Insekten und Kleintieren zunehmen soll und wieder gezielt gefördert werden soll. Das ist sehr wichtig für das Funktionieren unserer Ökosysteme, die wiederum wichtig sind für unsere Nahrungsmittelproduktion und auch für unser Wohlbefinden, wenn unsere Natur funktioniert. Insofern kümmern wir uns darum, dass die Artenvielfalt auch im dichten urbanen Raum wieder zunimmt.“ 

Mitmachen kann jeder, der Lust hat anzupacken und neues Gärtnern auszuprobieren. Im Sommer wird es Vorzeigeflächen, Mitmachaktionen und Führungen geben. Bei Interesse meldet euch direkt im Zukunftsstadtbüro!

Nicht nur um Grünflächen sind wichtig, sondern auch Bildung, Austausch und Motivation. Vicky Temperton betont, wie wichtig es sei die Motivation beizubehalten. Zu Beginn von neuen Projekten seien die Akteur:innen immer super motiviert, aber das ließe dann leider oft auch schnell nach. 

 

Wie machen die das eigentlich in …?

Am Ende jeder Live Session des Zukunftsstadt-Magazins wird immer die Frage gestellt: „Wie machen die das eigentlich in...? Dafür schaltet Moderator Daniel Lang nach Wien zu Josef Mikocki. Er arbeitet für das Projekt „City Nature Wien“, das von der EU gefördert und in Zusammenarbeit mit Bratislava gestaltet wird. City Nature Wien will den Schutz der Biodiversität durch praktische Maßnahmen an die Bewohner:innen bringen und in erster Linie das „Bewusstsein für den Erhalt der Artenvielfalt stärken“ so Josef Mikocki. Auf der Homepage der City Nature Wien werden dazu hilfreiche Informationen und Tipps zusammengetragen.

Wer am Mittwoch noch nicht dabei war, sollte Donnerstagabend um 17 Uhr einschalten, wenn es um die mobile Stadt und das Realexperiment „Das Rad bringt´s“ geht.