Warum gutes Leben für alle nur tauschlogikfrei sein kann.

Vortrag von Friederike Habermann mit anschließendem Publikumsgespräch
Donnerstag, 27. Februar 2020 | 13:00 - 15:00 Uhr | C 40.704

Eine (nicht nur) feministisch-postkoloniale Perspektive
Marktbasierte Lösungen für den Klimawandel werden von großen Teilen der indigenen Bewegungen abgelehnt. Damit werde die Ursache, also das Wachstum einer Wirtschaft auf Kosten anderer, nur verschlimmert. Denn Markt funktioniert durch Konkurrenz, und Konkurrenz erzeugt nicht nur immer mehr Wirtschaftswachstum und damit immer mehr Ressourcenverbrauch, sondern zwingt auch systematisch zur (un- oder unterbezahlten) Vernutzung von Natur. Wird CO2 eingespart, werden dafür andere planetare Grenzen (weiter) überschritten.
Als Natur galten dabei in Zeiten des entstehenden Kapitalismus auch BIPoP (Black, Indigenous, People of Colour) sowie generell Frauen – und damit als Ressource konstruiert. So fehlte es zur Zeit der Sklav*innenbefreiung nicht an Stimmen, die die "Verluste" ihrer "Eigentümer" beklagten, und diese in ihrer Freiheit zur Vermarktung eingeschränkt sahen. Auch, wenn heute die Emanzipation fortgeschritten ist – die Logik blieb erhalten.
Denn die Freiheit, die angeblich mit Geld einhergeht, beruht darauf, dass es Andere gibt, die aus ökonomischem Druck Tätigkeiten nachgehen müssen. Dahingegen sprechen Feminist*innen vom „Wiederentdecken des Selbstverständlichen“. Damit ist gemeint, dass wir nicht erst gegen Geld oder unter Zwang etwas tun, sondern aus innerer Motivation. Sobald Arbeit aber darüber hinausgeht, ist es erzwungenes Handeln. 
Habermann ist der Meinung, dass Commons die Freiheit aller ermöglichen. Denn hier können wir uns mit unseren Fähigkeiten in die Welt einbringen. Ganz unabhängig von der Marktlogik, sondern nach unserem eigenen Empfinden. Das Klima zu retten, kann somit auch als Chance für eine solidarische Gesellschaft verstanden werden, die sich dezentral und demokratisch organisiert.

Gäste

Friederike Habermann:

„Friederike Habermann, Ökonomin und Historikerin“
Friederike Habermann ©Friederike Habermann

Friederike Habermann ist Ökonomin und Historikerin. In ihrer Promotion beschäftigt sie sich damit, wie unsere Wirtschaft mit Machtverhältnissen einhergeht. Ihr besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Verwobensein mit Sexismus, Rassismus und anderen Herrschaftsverhältnissen. Zudem lotet sie in Theorie und Praxis aus, wie eine auf Commons beruhende und in Care-Logik strukturierte Gesellschaft Wirklichkeit werden kann.
„Ausgetauscht! Warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss“ (2018) 
„Ecommony. UmCARE zum Miteinander“ (2016) 
„Der unsichtbare Tropenhelm. Wie koloniales Denken noch immer unsere Köpfe beherrscht“ (2013)