Studierende im Porträt: Annastassia Schwan- „Nicht weil ich muss, sondern weil ich will“

11.06.2020 In Indonesien aufgewachsen, zog sie für ihre akademische Ausbildung nach Europa. Mit dem Studium Individuale an der Leuphana Universität Lüneburg möchte Annastassia Schwan nicht nur konkrete Fragen beantworten. Sie will sich auch persönlich weiterentwickeln. In diesem Semester findet am 18. Juni der Open Day des Studium Individuale online statt.

Soziologie? Psychologie? Oder Philosophie? Keines dieser Fächer allein kann Annastassia Schwans Fragen beantworten. „Ich interessiere mich für die sich ständig verändernde soziale Dynamik, die um uns herum existiert. Durch interkulturelle Forschung, Soziologie und Psychologie möchte ich ,human sexuality' besser verstehen: Wie und warum ist sie so vielfältig? Warum ist sie in unserer Gesellschaft ein solches Tabu? Wie kann sie sich auf unser Selbst- und Fremdbild auswirken? Und wie können wir diesen Tabudiskurs in einen fruchtbareren und offeneren Diskurs verwandeln?“, erklärt die 22-jährige Studentin. 

Sie lernte die Liberal Education durch Freund*innen kennen. Der Begriff steht für ein intensives, eigenständiges Studium, das auf individuelles Lernen ausgerichtet ist. Breite und Tiefe sollen sich gegenseitig ergänzen. Im Studium Individuale sind die Studierenden für die Auswahl der Lerninhalte selbst verantwortlich. Daraus ergibt sich ein bestimmter Fragenkatalog, den sie während des Studiums möglichst umfassend beantworten wollen. Das individuelle Studienprogramm bedeutet mehr Wahlfreiheit für die Studierenden, aber auch mehr Verantwortung. Für Annastassia Schwan ist diese Kombination spannend und herausfordernd zugleich: „Manchmal wünsche ich mir einen vorgefertigten Stundenplan; die Auswahl aus so vielen verschiedenen Optionen ist manchmal ein Hindernis, aber kleine Rückschläge lohnen sich, wenn ich der Beantwortung meiner zentralen Fragen näherkommen möchte. Ich besuche einen Kurs nicht, weil ich muss, sondern weil ich will.“ 

Seit sie in Europa studiert, sieht sie ihre Familie nur noch selten. Ihre Eltern und ihr Bruder leben auf Bali. Ihr Vater ist Deutscher und vor 30 Jahren nach Indonesien ausgewandert. Dort lernte er Annastassia Schwans Mutter kennen: „Meine Familie vermisst mich, versteht aber, dass die Möglichkeiten hier besser zu meinen Interessen passen.“ Die Niederlande gehören zu den Pionieren in der Liberal Education, weshalb Annastassia Schwan dort ihr Studium begann: „Der Studiengang gefiel mir, aber die Stadt war nicht die richtige für mich. Ihre Suche führte sie zur Leuphana: „Die Universität ist nicht zu klein, aber auch nicht zu groß. Es ist eine eng verbundene Gemeinschaft, und alle sind motiviert und engagiert.“

Annastassia Schwan engagiert sich unter anderem in der Fachgruppenvertretung des Studiums Individuale. Außerdem war sie „Peer Advisor“. In diesem Programm unterstützen Studierende aus höheren Semestern Studienanfänger*innendabei, den einzigartigen Studiengang zu verstehen, sich einzuleben und kennen zu lernen. Daher kann sie sich vorstellen, als Coach und Beraterin zu arbeiten. Vorher möchte sie jedoch zunächst einen Master-Abschluss in Sozialwissenschaften erwerben.

Im vergangenen Herbst begann ihr Auslandssemester an der University of Warwick in England: „Dort hatte ich die Gelegenheit, andere Fächer zu belegen, was für mein Studium sehr bereichernd ist.“ An der Leuphana studiert sie vor allem auf Englisch: „Wenn ein spannendes Seminar nur auf Deutsch angeboten wird, sind die Dozenten meist sehr entgegenkommend“, berichtet sie. Dann werden etwa Prüfungsformate auch auf Englisch angeboten. Doch die Zeit an der Leuphana ist für sie nicht nur von akademischem Nutzen. „Die Welt ist nicht schwarz-weiß und kategorisch, alles ist miteinander verflochten und die Menschen sind alle sehr unterschiedlich. Das Studium Individuale verleiht mir verschiedene Perspektiven, ohne dabei ein zentrales Thema aus den Augen zu verlieren. Dadurch erhalte ich nicht nur eine aufschlussreiche akademische Perspektive, sondern auch einen Einblick in meine Weltanschauung. Es bringt mich dazu, mich im Alltag kritisch auseinanderzusetzen und das, was ich für wahr halte, neu zu bewerten".

Studentin Annastassia Schwan ©privat
Studentin Annastassia Schwan