Helmut-Schmidt-Zukunftsfestival 2025: Wider die unbequeme Machtlosigkeit
22.05.2025 Gemeinsam mit der Wochenzeitung DIE ZEIT, der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung und dem NEW INSTITUTE ist die Leuphana zum dritten Mal Gastgeberin des Helmut-Schmidt-Zukunftsfestivals. Marina Weisband, Psychologin und Beteiligungspionierin, sprach mit den Teilnehmenden über Konfrontation, die AfD und Demokratie.
Es sind 53 kleine, einfache Bewegungen. Ein Schulterdrehen, Fingerzeig oder Schritt. Der Ablauf des Tanzstücks »In C« folgt Regeln, die Umsetzung aber ist individuell – wie in einer Demokratie. Bei der Eröffnung des Zukunftsfestivals üben Tänzer*innen der Company von Sasha Waltz vier dieser Figuren mit den Studierenden ein. Die Choreografin und Opernregisseurin wird für ihr künstlerisches, demokratisches Engagement mit dem Helmut-Schmidt-Zukunftspreis ausgezeichnet. Für die Festival-Teilnehmenden startet mit der Performance der dreitägige Austausch mit Wissenschaftler*innen, Publizist*innen und Politiker*innen: Leuphana-Professorin und politische Theoretikerin Astrid Séville, ZEIT-Journalistin Yasmine M’Barek oder Politikberater Johannes Hillje stellen sich den Fragen der Studierenden. Während des Festivals entwerfen sie ein Demokratie-Manifest, das bei der Preisverleihung im Thalia-Theater in Hamburg auf die Bühne bringen.
Die Teilnehmer haben sich mit einem Video oder Essay für das Helmut-Schmidt-Zukunftsfestival beworben. Sie kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Allein am ersten Tag habe ich schon viele Gedanken und Ideen notiert“, sagt Paula Möhring und zeigt auf die Kladde in ihrer Hand. Die Ingenieurin kommt aus Hamburg, hat ihre ersten Urlaubstage im neuen Job fürs Zukunftsfestival genommen. „Der Austausch ist inspirierend und Marina Weisband eine starke Leaderin“, sagt die Studentin der Leuphana Professional School nach der Gesprächsrunde mit der Psychologin und Uwe Heuser (DIE ZEIT).
Marina Weisband gründete 2014 „aula“, ein digital-gestütztes und demokratisches Beteiligungsprojekt für Schulen. Für ihr Engagement sollte sie in diesem Jahr mit dem Didacta-Bildungspreis geehrt werden. Auf der Messe war auch die AfD vertreten, was für Diskussionen, teils Boycott-Aufrufe sorgte. Marina Weisband lehnte den Preis noch während der Zeremonie ab. „Woher nimmt man die Kraft für die Konfrontation?“, fragte Uwe Heuser. Marina Weisbandanwortete: „Ich weiß, wie unbequem Machlosigkeit ist.“ Zu den Studierenden sagte sie: „Ihr müsst euch entscheiden zwischen bequem und richtig.“ Und plädierte für Empathie statt Streit: „Brecht soziale Konventionen mit etwas, was euch Spaß macht. Seid radikal freundlich!“
„Demokratie verteidigen und neu erfinden“ lautet die Überschrift des diesjährigen Helmut-Schmidt-Zukunftsfestivals: „Die Demokratie ist Voraussetzung von so vielem, was wir erleben, was wir tun wollen, für unsere Hoffnungen. Die Demokratie ist ein lebendiger Organismus. Sie lebt davon, dass wir uns engagieren. Wir begreifen die gesellschaftliche Aufgabe als eine individuelle. Deswegen geht es auch um Sie: Ihre Projekte, Ihre Beiträge, Ihre Gedanken“, sagte Leuphana-Präsident Sascha Spoun und bestärkte die Studierenden: „Es geht um Ihr wohlüberlegtes Selbstvertrauen, Ihr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und dass Sie diese entwickeln können.“