Eröffnung der Startwoche 2025: „Change your perspective“

02.10.2025 Das einzigartige Studienmodell der Leuphana Universität sieht vor, dass sich alle 1.500 Erstsemesterstudierende zu Beginn ihres Studiums intensiv mit einem gesellschaftlich relevanten Thema auseinandersetzen. In diesem Jahr steht das Thema „Cooperating“ im Mittelpunkt – ein grundlegendes Prinzip wissenschaftlichen Arbeitens und ein zentraler Motor gesellschaftlicher Entwicklung. Zur feierlichen Eröffnung im Zentralgebäude begrüßte die Universität den renommierten Technikfolgenforscher Armin Grunwald als Gastredner.

©Adrian Hirt
Blick in das volle Auditorium
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Präsident Sascha Spoun
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Armin Grunwald in Redeposition
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Armin Grunwald im Dialog
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Musikerin Pia

Das Libeskind-Auditorium ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Gespannt drehen sich die neuen Studierenden um, als eine Stimme von den oberen Reihen des Saals ertönt: „Change your perspective“, ruft Christian Brei, hauptberuflicher Vizepräsident der Universität, auf und fragt: „Why are you here and not somewhere else?“

Während der feierlichen Semesteröffnung suchte er den Dialog mit den neuen Studierenden: „This university is about trust. We trust you that you have courage. To grow and to change something – even yourself – needs courage. You need courage to deal with exploration and insecurities.“ Viele teilen ihre Visionen, erzählen, warum sie sich für ein Studium an der Leuphana entschieden haben: wegen des Schwerpunkts auf Nachhaltigkeit, der Möglichkeit zum interdisziplinären Lernen und dem besonderen Studienmodell. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Modells ist die Startwoche, die weit über eine klassische Orientierungswoche hinausgeht und Teil des interdisziplinären Leuphana Semesters ist. „Opening Weeks means we want to encourage you from the very beginning to deal with academic methods and also with relevant academic topics“, sagt Christian Brei.

In 90 Projektgruppen setzen sich die Studierenden mit einer zentralen Frage unserer Zeit auseinander: Wie lässt sich in unsicheren Zeiten gemeinsam handeln, Wissen teilen und Zukunft gestalten? Im Fokus stehen dabei vier Themenfelder: die Ursprünge von Kooperation, die gesellschaftliche Gestaltung von Innovation und Künstlicher Intelligenz, Wissenschaft als kooperativer Erkenntnisprozess sowie die Frage, welchen Unterschied Zusammenarbeit über Grenzen hinweg machen kann. Begleitet werden die Projektarbeiten wie jedes Jahr von hochkarätigen Bühnengesprächen und Diskussionen.

Zur Eröffnung sprach der Technikfolgenforscher Armin Grunwald, Berater des Deutschen Bundestags in Fragen der Künstlichen Intelligenz: „What a great picture! For me it is a personal great honour to be part of this opening ceremony because I always admired the Leuphana system of this special first semester“, sagte der promovierte Physiker, der später in Philosophie habilitierte. Seit 1999 leitet er das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Karlsruhe – die größte Einrichtung dieser Art in Deutschland und weltweit. In seiner Rede und dem anschließenden Gespräch mit Opening Week Gastgeber*innen Prof. Dr. Christina Wessely und Prof. Dr. Ricardo Usbeck hob er hervor, wie eng Kooperation mit Inter- und Transdisziplinarität verknüpft ist: „In my institute we are around 115 researchers: social scientists, economists, engineers, psychologists, legal or natural scientists. They all work together on a daily basis. But we also cooperate with stakeholders from outside science.“

Wissenschaft dürfe dabei nicht übergriffig werden, betonte Grunwald: „Science has no democratic mandat. We provide knowledge.“

Auch Universitätspräsident Sascha Spoun wandte sich mit einem drängenden Thema an die Studierenden: Künstliche Intelligenz. „Let me be open and brief: if a position has been or will be replaced by AI, then there is something wrong with the position itself. It can only mean that the position was free from any creativity and free from the need to learn, to understand and to question things“, so Sascha Spoun. Er rief zum kritischen Denken auf – etwas, das Maschinen nicht leisten können: „It never asks: Could I be wrong? In sum, even though AI can be extremely helpful, it is still miles away from being intelligent, not to speak of being smart.“ Wer im Studium über das reine Ablegen von Prüfungen hinausdenke, brauche sich vor KI nicht zu fürchten: „If, however, studying means to you to understand a problem, to question a theory, or to try to find a solution, day by day you will do something which completely exceeds AI’s performance.“

Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch erinnerte sich an ihre eigene Zeit an der Leuphana, wo sie Umweltwissenschaften studierte: „I know what great opportunities and experiences this university offers. You have something to look forward“, sagte sie und appellierte an die Studierenden, sich politisch zu engagieren – insbesondere auf kommunaler Ebene: „Democracy works when we work together.“

Auch die AStA-Sprecherinnen Zoe Rauch und Helene Stephan begrüßten die Erstsemester. Sie riefen zu Kooperation und Haltung auf: „Learn from and with each other! Don’t let anyone convince you your knowledge is worthless. Use your knowledge! Help each other!“

Die Vizepräsidentin des College, Prof. Dr. Jelena Bäumler, ermutigte die Studierenden dazu, auch in unsicheren Zeiten aktiv zu werden und Veränderungen anzustoßen: „Uncertainty is also the possibility of a new beginning. We can reinvent ourselves; move into new directions. If we leave the old behind and we enter new territory it allows us to think differently. We must trust in ourselves.“

Musikalisch begeisterte das studentische Duo Pia Buschmann (Gesang) und Leander Lettermann (Klavier) das Publikum.

Zu den weiteren Redner*innen der Startwoche zählen Politiker Gregor Gisy, die Wissenschaftshistorikerin Kärin Nickelsen, die Kooperations- und Sicherheitsforscherin Mona Saleh, der Forschungsdirektor der Münchner Sicherheitskonferenz Tobias Bunde, die Entwicklungspsychologin und Primatenforscherin Amanda Seed sowie der Mediziner und Philosoph Michael Hagner. Ein besonderes Highlight erwartet die Studierenden zudem in Form einer Performance des Künstlers Daniel Simu, der gemeinsam mit seinem selbstgebauten Tanzpartner Acrobot auftritt – einem Roboter, der sich kunstvoll über die Bühne bewegt.