Miteinander reden statt übereinander

Ein Beitrag von Emma Eichblatt

Ehrenamtliche Partizipation ermöglichen und das im besten Fall für alle. Darum ging es am Mittwoch im Seminarplenum zur Zukunftsstadt Lüneburg 2030+. Was am Ende am meisten hängen bleibt sind wohl die Aussagen einzelner Teilnehmer*innen, die einem in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse in der Welt umso intensiver erscheinen.

©Global Goals Lab
Die Experimente von Lüneburg Zukunftsstadt 2030+ dauern 1,5 Jahre.

 

Die Initiative Lüneburg 2030+ hat sich zum Ziel gesetzt, die 17 internationalen Nachhaltigkeitsziele aktiv in die Tat umzusetzen. Dabei sollen alle Lüneburger*innen, mit Interesse an einer nachhaltigen Zukunft angesprochen werden und sich im Optimalfall an der Umsetzung der Ziele auch beteiligen. Konkret soll dies durch 15 Experimente gesehen, die in verschiedenen Bereichen des Alltags ansetzen und stattfinden. Diese sollen die Leitbilder der Initiative erfüllen: Lebens- und Umweltqualität, Vielfalt und Lebendigkeit, Arbeit und Ideen, sowie Miteinander und Zusammenhalt. Doch findet dieses Miteinander und der Zusammenhalt wirklich schon im gewünschten Maß statt? Auch mit dieser Frage setzten sich die Studierenden in dem Seminarplenum „Zukunftsstadt Lüneburg 2030+. Wie können vielfältige Räume des Ehrenamts gedacht werden?“ auseinander.

Im Fokus steht hierbei vor allem auch die Sichtweise von Migrant*innen. Dafür sind die Teilnehmer*innen im Rahmen ihres Seminars in den Austausch mit ihnen gegangen und haben versuch, deren Blickwinkel einzufangen. Dieser wurde heute mit dem Plenum zunächst geteilt, bevor es dann an den eigentlichen Inhalt der Sitzung ging: Wie können Lüneburger Projekte publiker werden und wie kann man die Partizipation daran für alle ermöglichen?

Viele wollen sich engagieren, doch wie und wo?

Um das herauszufinden wurden Breakout Sessions mit verschiedenen Themenschwerpunkt eingerichtet. Hier wurde nun intensiv diskutiert und Meinungen und neue Informationen ausgetauscht. Auf die Frage „Wer von euch kennt die Initiative Lüneburg 2030+?“, gab es nur einzelne Zustimmungen und es wurde deutlich, dass es hier Handlungsbedarf gibt, um die Menschen zu erreichen. Dass sie eine Übersicht über lokale Einrichtungen bieten und sogar die Vermittlung von einzelnen Personen an diese Organisationen übernehmen, wussten noch weniger Teilnehmer*innen. Viele fanden aber gerade diesen Aspekt im Nachhinein sehr spannend und berichteten, dass sie gerne früher davon Bescheid gewusst hätten. Die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Arbeiten ist also vorhanden, das wurde schnell klar. Wie kann es aber sein, dass viele trotzdem nichts machen?

Zu wenig Zeit oder ein fehlender Überblick über die Angebote waren nur zwei Gründe von vielen. Ein wesentliches Problem wurde darüber hinaus schnell deutlich, als die Gespräche auf die Möglichkeiten von Migrant*innen kamen. Die sprachliche Barriere wurde als Kernproblem genannt, das es zu beheben gilt.

Um herauszuarbeiten, wie man hier ansetzen kann, wurden zunächst bereits vorhandene Angebote gesammelt, die Migrant*innen sowie Einheimischen die Partizipation ermöglichen. Viele verschiedene Initiativen der Leuphana wurden gesammelt, wie zum Beispiel die Hochschulpolitik, aktivistische Gruppen aber auch freie Module wie Tandem, welche den interkulturellen Austausch fördern.

Partizipation und Engagement als wechselseitiger Prozess

Als eigentliches Highlight des Plenums stellten sich aber die Erfahrungen von anwesenden  Migrant*innen heraus, die teilweise zu Gänsehaut führten. Integration wurde als schleichender Prozess beschrieben, der viel Zeit in Anspruch nimmt und oft Zweifel aufkommen lässt. Die Unsicherheit und Angst, die hinter dem Verlassen des Heimatlandes stehen, wurden den anderen Teilnehmer*innen realistisch und echt übermittelt. Gerade durch die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine wurde die Intensität dieser Aussagen noch gesteigert und somit greifbarer und doch unvorstellbar. Aber auch Dankbarkeit sowie der Wille, sich selber zu engagieren, wurden deutlich. Partizipation wurde als ein wechselseitiger Prozess wahrgenommen, bei dem Migrant*innen Hilfe erhalten und diese selber zurückgeben wollen, um ihre Dankbarkeit zu äußern.

Neben den vielen neuen Initiativen und Anlaufstellen, um den Alltag nachhaltiger und gleichzeitig angenehmer zu gestalten, ist vor allem eines hängen geblieben: Anstatt übereinander zu reden, sollte man vielmehr miteinander sprechen und in den aktiven Austausch gehen, um Verständnis aufzubringen und dieses zu nutzen, um Probleme wie die Sprachbarriere aufzugreifen und somit eine Partizipation für alle zu ermöglichen.

Quellen:

www.lueneburg2030.de/was-ist-die-zukunftsstadt/

 

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