Auf Spurensuche in Lüneburg

Eine Reportage von Ulla Mußler

Für ihr Studium ist Alena vor einem Jahr nach Lüneburg gezogen. Durch ihre Mitarbeit bei „Lünepedia“ erfährt die Kulturwissenschaftsstudentin die Stadt nun auf ganz neue Art und Weise. Dafür taucht sie unter anderem in die Geschichte des Stintmarktes und das „Bridgen“ ein.

©Alena Heller
Beim „Bridgen“ am Stintmarkt mit Alena (rechts).

12.45 Uhr an einem Freitag. Wie jede Woche loggen Alena und ihre Mitstudent:innen sich in die Seminarsitzung des Komplementärs „Lünepedia: Lokales Wissen im neuen Stadtwiki sammeln und teilen“ über Zoom ein. Ein paar Minuten verstreichen, bis erste Kameras angeschaltet und Gesichter hinter den Bildschirmen zu sehen sind. 

 

Dann geht es los.

Peter Pez, Professor für Geografie an der Leuphana Universität Lüneburg und Seminarleiter, heißt die Studierenden herzlich Willkommen und leitet in die folgende Sitzung ein. Heute werden Vorträge über Beiträge für das digitale Stadtwiki „Lünepedia“ gehalten. Alena beschreibt das Wiki als interaktiven Wissensspeicher, auf dem alle Menschen, die mitwirken möchten, Artikel rund um Lüneburg verfassen können. So entsteht durch verschiedenste Interessen und Kenntnisse ein Ort für gesammeltes Wissen aus unterschiedlichsten Quellen. Wichtig sind dabei Vielfältigkeit und Einfachheit – alle Regeln zum Schreiben sind aber auch auf der Seite selbst zu finden. Die Studierenden konnten sich für ihre Artikel in den Wochen zuvor diverse Themen aus Lüneburg und Umgebung aussuchen, mit denen sie sich näher beschäftigen wollen. Es folgen Vorträge über das System von Cradle-to-Cradle, ein Prinzip, bei dem Müll vermieden und Produktionsmaterialien im Kreislauf zirkulieren können, politische Aktionsgruppen und die Integrierte Gesamtschule (IGS) Lüneburg. Es wird von persönlichem Interesse, über die Recherche und auch aufkommende Probleme berichtet. Im Anschluss sind dann alle gefragt: Was sind die Stärken und Schwächen der Ideen? Gibt es Verbesserungsvorschläge oder nützliche Tipps? Es melden sich meist gleich mehrere Teilnehmer:innen mit neuen Ideen zu Wort, mit denen Probleme gelöst werden können. Von Tipps zur Recherche über bessere Kommunikationsmöglichkeiten ist einiges dabei. Am Ende entscheiden die Studierenden selbst, welche Themen umgesetzt werden sollen und welche eventuell auch wieder verworfen werden. Auch Alena erlebt bei ihrer Arbeit gegenseitige Unterstützung. 

 

„Momentan schreibe ich Artikel zum Thema Tourismus, genauer gesagt über den Stintmarkt und das in Lüneburg typische „Bridgen“.“

Mit „Bridgen“ meint Alena das Sitzen auf der Brücke am Stintmarkt. Hier werden Freund:innen getroffen, gepicknickt oder einfach nur entspannt. Alena hat sich für das Seminar entschieden, weil sie sich an etwas Lokalem beteiligen, technische Einblicke in ein Wiki gewinnen und den Prozess vom Erstellen eines Artikels bis hin zur Vermarktung der Plattform mitbekommen möchte. Bei ihrer eigenen Recherche taucht sie auch in die Geschichte des Stintmarktes ein und bemerkt, wie oberflächlich ihr Wissen darüber zuvor noch war. Als sie erste Artikel veröffentlicht, bemerkt sie schnell, dass hier und da ein paar Änderungen vorgenommen werden. Um die Artikel lebendiger zu gestalten, können Karten, Bilder oder Videos genutzt werden. Das ist, wie Alena erzählt, datenschutzrechtlich manchmal gar nicht so einfach. Ist ein Artikel online, kann er von Lesenden kommentiert und verbessert werden. Dafür gibt es für jeden Artikel ein eigenes Diskussionsforum. 

 

Zurück im Seminar.

Als die Vorträge fast alle gehalten sind kommt Felix Englisch in den Zoom Raum. Zusammen mit Pez ist er für die Gestaltung des Seminars zuständig und selber direkt an der Quelle – denn der Student ist Mitgründer von „Lünepedia“. Nachdem sich alle mit einer Lockerungsübung aufgewärmt haben, folgt ein Quiz über technische Befehle, die zur Erstellung von Artikeln wichtig sind. Alena ist ziemlich weit vorne dabei, wird aber im letzten Zug von ein paar Mitstudierenden überholt. Es wird deutlich: die meisten hier kennen sich durch die Seminararbeit bereits gut mit der Plattform aus und konnten genaue Einblicke in die technischen Hintergründe der Software erlangen. 

 

„Ich habe Lust, mich noch mehr mit Lüneburg auseinanderzusetzen“, sagt Alena, „obwohl ich in Lüneburg wohne, habe auch ich nur ein begrenztes Wissen und durch das Schreiben können so viele neue Sachen erfahren werden. Es macht einfach Spaß auf Spurensuche in der Stadt zu gehen. Damit kann zum Beispiel neuen Studierenden oder Tourist:innen geholfen werden.“ 

 

Alena ist sich sicher, dass sie auch nach dem Seminar noch weiterhin für Lünepedia schreiben wird. Dass der Einstieg ins Schreiben jedoch gar nicht so leicht ist, kann sie gut nachvollziehen. Menschen, die noch nie einen Artikel veröffentlicht haben, könnten sich überfordert fühlen oder Angst haben, etwas falsch zu machen – diese Angst nimmt Alena. Denn ist ein Artikel erst einmal online, werden die Gründer:innen der Plattform benachrichtigt und können schauen, an welchen Ecken dieser noch überarbeitet werden muss. Das können sie dann direkt an dem Artikel anmerken. Es ist also nichts in Stein gemeißelt!

©Ulla Mußler
Alenas Tipps fürs Schreiben

Wer jetzt schnell loslegen und selber forschen möchte, kann das auf direktem Wege über Lünepedia selbst machen. Wen noch weitere Hintergrundinformationen zum Mitgründer Felix Englisch, der Idee und Möglichkeiten der Plattform interessieren, kann hier darüber nachlesen.