Von Bürger:innen für Bürger:innen: Lünepedia- Das Stadtwiki für alle

Ein Interview von Marie Arens 

Im Sommer 2020, in dem die Digitalisierung eine so große Rolle wie noch nie im Leben vieler Menschen einnimmt, haben die drei Studierenden der Leuphana Universität Felix, Mira und Klara gemeinsam mit „Lebendiges Lüneburg“ die Website „Lünepedia“ veröffentlicht.

Website von Lünepedia ©Felix Englisch
Website Lünepedia

Infobox zur Person: Felix Englisch ist 23 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Leipzig, wohnt seit 2017 in Lüneburg und studiert im 7. Semester an der Leuphana im Studium Individuale. Im Rahmen der Initiative „Lebendiges Lüneburg“ setzt er sich für die Vernetzung von Initiativen in Lüneburg ein und hat im Mai 2020 mit seinen beiden Kommiliton:innen Klara und Mira das Stadtwiki Lünepedia veröffentlicht. 

 

Worum genau handelt es sich bei Lünepedia

Felix Englisch: Lünepedia ist ein Stadtwiki. Das heißt, es ist eine offene Wissensplattform, auf der alle Lüneburger:innen ihr Wissen zu Lüneburg und Umgebung zusammentragen können. Wikipedia ist hier das große Vorbild. Wikipedia hat aber strengere Relevanzkriterien und dort fallen dann Themen raus, die für Lüneburger:innen relevant sind. Dieses hilfreiche Wissen soll auf Lünepedia von vielen verschiedenen Autor:innen zusammengetragen werden. 

 

„Ursprünglich war die Idee, ein Wiki zum Thema Ehrenamt zu machen.“

 

Wie kamst du auf die Idee von Lünepedia? 

Felix: Die Idee kam ursprünglich von mir im Kontext von Lebendiges Lüneburg. Uns geht es als Initiative vor allem um das Ehrenamt und Nachhaltigkeit. Wir haben bei der Vernetzungsarbeit schnell gemerkt, dass Wissen eine sehr große Rolle im Ehrenamt spielt. Ursprünglich war die Idee, ein Wiki zum Thema Ehrenamt zu machen, damit sich die Gruppen gegenseitig mit ihrem Wissen bereichern können. Im Sommersemester 2020 kam dann eine gute Gelegenheit. In dem Semester habe ich ein Seminar im Studiengang Umweltwissenschaften namens „Inter- und transdisziplinäres Projekt“ belegt. Wir sollten uns in Gruppen anschauen, welche Herausforderungen Akteure der Zivilgesellschaft aktuell bewältigen müssen und wie wir da was tun können. Vom Prof gab es auch schon die Idee, ein Wiki zu erstellen. So bekam ich dann die Gelegenheit meine Idee zu verwirklichen. Zusammen mit Klara und Mira habe ich eine Gruppe gebildet und wir haben das Projekt gemeinsam umgesetzt. In diesem Prozess wurde dann eben der Fokus vom Ehrenamt, was aber immer noch eine Rolle spielt, auf alle Bereiche des Lebens in Lüneburg erweitert. Klara und Mira sind seit einer Weile aber nicht mehr dabei. 

 

Lünepedia kann man sich wie Wikipedia vorstellen: Man kann bereits bestehende Artikel ergänzen, ändern sowie neue verfassen. Gibt es irgendeine Form der Überwachung? Kannst du letztendlich sehen, wer was gemacht hat oder ist alles anonym und offen?

Felix: Nein, anonym ist es nicht. Aber es ist offen, so wie du beschreibst. Man kann mit oder ohne Registrierung Artikel bearbeiten und auch eigene erstellen. Alle Veränderungen werden in einem Logbuch geführt. Jede:r kann sehen, was geändert wurde. Ich habe aktuell die meisten Rechte und kann auch das Design und Aussehen ändern, Nutzer:innen sperren und IP-Adressen blockieren. Unsere Erfahrung ist aber, dass diese Form von Missbrauch überschaubar ist. 

 

Wenn ich zum Beispiel in meiner Freizeit gerne Bilder mache und gute Bilder von Lüneburg habe, könnte ich die dann auch einfach zu Artikeln hinzufügen? 

Felix: Auf jeden Fall! Das ist auch sehr gewünscht. Ein Foto kann mehr als tausend Worte sagen. Natürlich sind dabei dann die Urheberrechte zu beachten. Wenn du das Foto selbst gemacht hast, dann ist das alles kein Problem. Fotos aus anderen Quellen ohne Genehmigung zu nutzen ist in der Regel nicht erlaubt, weil da eben Urheberrechte eine Rolle spielen. Aber eigene Fotos unbedingt. 

 

„Bezug zu Lüneburg sollte deutlich sein.“

 

Lünepedia ist für die Stadt Lüneburg und den Landkreis. Artikel über Hamburg wären dort also fehl am Platz? 

Felix: Lüneburg gehört zur Metropolregion Hamburg, aber der Bezug zu Lüneburg und Umgebung sollte schon deutlich sein. Die Metronom-Verbindung Lüneburg- Hamburg ist auf jeden Fall relevant. Aber für einen Artikel über die 10 besten Clubs in Hamburg gibt es andere Orte, die dafür besser geeignet sind und wir sind ja schon ein Stück weg. Es dürfen aber natürlich Artikel geschrieben werden, die nicht nur die Stadt Lüneburg betreffen, sondern auch den Landkreis, zum Beispiel die Gemeinde Bleckede oder Orte an der Elbe. 

 

Wie viele Nutzer:innen gibt es momentan? 

Felix: Angemeldet und aktiv ist da leider ein Unterschied. Angemeldet sind 95 Nutzer:innen. Der Großteil aller Artikel kommt trotzdem von sehr wenigen. Wir haben momentan ein Seminar im Komplementär, in dem 20 Studierende die Seite im Laufe des Semesters kennengelernt haben. Als Prüfungsleistung werden sie auch Artikel schreiben. Da kommt dann nochmal eine ganze Welle an Inhalten. Und da ist eben die Hoffnung, dass die Studierenden nicht nur ihre Note und die Credit Points einsacken und tschüss sagen, sondern dass auch einige von ihnen merken, dass es ihnen Spaß macht und sie dranbleiben. Wir haben auch schon versucht, mit der Schreibwerkstatt Hürden bei der Erstbearbeitung abzubauen. Es gab eine Online-Veranstaltung, aber die war nicht so gut besucht – was ja auch verständlich ist nach so vielen Zoomvorlesungen. Aber wir hoffen, dass wir Lünepedia bald wieder besser bewerben können. 

 

„Die Seite soll unabhängig bleiben.“

 

Gibt es sonst noch weitere Unterstützung von Stadt und Universität? 

Felix: Das Seminar ist für uns schon mal eine große Unterstützung. Für Weiteres habe ich leider nicht die Kapazitäten. Das ist auch etwas, was gerne einfach von Nutzer:innen kommen kann. Im Hinblick auf die Unterstützung der Stadt wollen wir, dass Lünepedia nicht zu sehr angegliedert wird. Die Seite soll unabhängig bleiben und kein Organ sein, über das die Verwaltung die Meinung der Menschen bildet. Es soll von den Bürger:innen selbst getragen werden. Wir setzen aber Hoffnung in die neue gesetzte Ehrenamtsservicestelle im Rahmen der Zukunftsstadt Lüneburg 2030+, also dass Lünepedia dort genutzt wird, um das Thema Ehrenamt abzubilden, was auch ursprünglich die Idee war. 

 

Was ist dein Wunsch für Lünepedia in der Zukunft? 

Felix: Ich wünsche mir, dass Lünepedia einfach etabliert ist und es auch fortbesteht, wenn ich nicht mehr da bin. Wenn ich mal wegziehen sollte hoffe ich, dass es nicht an mir hängen bleibt und dann wieder einschläft. Das wäre sehr schade. Viele sagen es ist eine super Idee, aber Mitmachen ist dann doch nochmal eine andere Frage. Ich wünsche mir, dass es wächst, stabil ist und sich eine große Community darum kümmert. 

Wer einen praktischen Einstieg in die Arbeit und das Schreiben für Lünepedia gewinnen möchte, kann hier Ullas Artikel über die Begleitung einer der Autor:innen lesen.