Leuphana-Studio - das neue Herz der Konferenzwoche

Ein Feature von Nell Scheffler

KoWo ohne Campus, Campus ohne KoWo. Dieses Jahr ist alles anders. Statt im überfüllten Auditorium wird die Konferenzwoche als Stream in WG-Küchen geschaut. Dafür wurde ein Leuphana-Studio aus dem Boden gestampft, das nur noch entfernt an das alte Auditorium erinnert. Wurde damit ein neues Zentrum der Konferenzwoche geschaffen?

Das Leuphana-Studio für die Konferenzwoche 2021 ©Paula Muche / Leuphana
Das Leuphana-Studio

Das Wetter ist bombe, der Campus strahlt. Beste Voraussetzungen für eine ereignisreiche Konferenzwoche und ein belebtes „Leuphanien“. Eigentlich. Aber 2021 können der Campus der Leuphana und die Konferenzwoche als krönender Abschluss des Leuphana Semesters kein Dreamteam bilden. Kein Gallery Walk Gedränge, kein volles Auditorium, kein belebtes Uni-Gelände. 

Umso mehr Trubel herrscht im sogenannten Leuphana-Studio. Wie die „Erstis“ es auch schon aus ihrer Opening Week gewöhnt sind, bildet das zum Studio umgebaute Auditorium diese Woche erneut einen digitalen Dreh- und Angelpunkt. Hier finden Diskussionen, Keynotes und Interviews statt. Einen Einblick in die Welt hinter die Kulissen gibt Luisa, die Aufnahmeleiterin des Studios. 

 

Ein Arrangement aus Stages

„Hier siehst du den Gäst:innenbereich, daneben eine Holzkulisse, dann die Band-Ecke und da haben wir das Licht“, erklärt Luisa, während sie mit ihrer Kamera über eine futuristisch aussehende Holzwand fährt. Als Aufnahmeleiterin des Leuphana Studios kümmert sich Luisa „um alles, wofür es sonst niemanden gibt“- wie sie sagt. Als Teil eines ca. 25-köpfigen Teams koordiniert und befilmt sie drei verschiedene Stages. Wie viel Arbeit hinter den Beiträgen steckt, die das Studio teilweise vorproduziert und teilweise live streamt, beweist Luisas bunte, volle Excel-Liste, die als Terminplan der vorigen Woche fungiert hat.

Das Auditorium ist in der kleinen Studiotour fast nicht wiederzuerkennen. Außer den noch immer schrägen Wänden des Raumes erinnert kaum noch etwas an das sonst so volle Auditorium, wie es allen Studierenden aus den letzten Konferenzwochen bekannt ist. Ein Arrangement aus verschiedenen Stages, sowie viele Kameras und Kabel füllen nun die Veranstaltungshalle. 

Dabei ist alles im Leuphana-Studio durchdacht, wie Luisa erklärt: Genauestens abgemessene Abstandsmarkierungen auf dem Boden, eine Choreographie für den perfekten Maskenwechsel und regelmäßige Corona-Schnelltests des gesamten Teams stehen ganz im Zeichen der Pandemiesituation. Trotzdem sei die Stimmung gut. Luisa zufolge freut sich das Team, endlich mal wieder mit Menschen zusammenarbeiten zu können. Eine Umarmatmosphäre herrsche jedoch nicht, denn das strenge Hygienekonzept werde sehr ernst genommen.

 

Das Zentrum und doch auch nicht

Handelt es sich bei dem Studio um das neue Herz der Konferenzwoche? „Ich würde eher sagen, dass es kein Herz gibt“, lautet Luisas Antwort. Es gebe einfach kein Zentrum. Als Team hinter dem Studio seien sie zwar bemüht, ein Zentrum zu schaffen, aber es könne nicht das ersetzen, was der KoWo-Campus vorher gewesen sei. Trotzdem werde das Studioteam versuchen, alle Beteiligten der Konferenzwoche an einem Ort zusammenzubringen und für sie im Studio vor und hinter der Kamera zu stehen. 

Das kleine Festivalgefühl, das die Konferenzwoche normalerweise ausmacht, ist wohl einfach nicht durch ein Studio mit lauter Kameras zu ersetzen. Da kann der digitale Raum voller Studierender noch so lebendig sein. Vielleicht lässt sich daher das Studio als essentieller Ort der Konferenzwoche beschreiben, reicht aber noch lange nicht aus, um die KoWo zu einer KoWo zu machen. Ebenso wichtig: Die Studierenden, die die diesjährige zentrale Frage „Alle Macht den Städten?“ erst mit ihren Perspektiven und erarbeiteten Projekten füllen. 

 

„Bitte durchrücken“- Momente

Ein ganz fetter Nachteil des Leuphana-Studios mit Onlineteilnahme: die fehlende Präsenz. Das sieht auch Luisa so. Ein gemeinsames Zusammensitzen fehle. Klassische Konferenzwochenmomente, wie „bitte durchrücken“-Ansagen und spontane Kennenlerngespräche mit Sitznachbar:innen könnten nicht stattfinden, bedauert sie. 

Die Studio-Idee sei trotzdem schön, meint die Aufnahmeleiterin. Sie habe etwas Längerfristiges und mache coole Formate, ganz unter dem Motto „kurz, knackig, interessant“, möglich. Eine Zukunftsaussicht könne deshalb ein Studio mit Publikum sein: Die eine Hälfte der „Erstis“ sitzt im Studio, die andere Hälfte schaut sich den Stream in Seminarräumen an. Dadurch könnten „bitte durchrücken“-Momente wieder möglich werden und die Streamidee erhalten bleiben. 

Erst einmal bleibt aber das Leuphana-Studio mit Streams und ohne Publikum. Damit eine Konferenzwoche für Erstsemester auch in diesen Zeiten möglich ist. Ob das Studio nun das Herz der Konferenzwoche ist oder nicht - toll ist es auf jeden Fall.