Die Schattenseite der Fast-Fashion-Industrie

Ein Feature von Nour Saadouni

Trendy und günstig. So stellt sich die Fast Fashion Industrie vor, doch was genau steckt dahinter?

©Andrea Piacquadio
Verschiedene bunte Fäden hängen an der Schiene in der Werkstatt.

 

Die Tür klingelt, schnell rennt Mai zur Tür und macht sie auf. Der Postbote ist da, Freude überkommt sie. Sie nimmt ihr Päckchen entgegen und bedankt sich, schnell schließt sie die Tür und packt ihr Päckchen aus. Sie hat sich mal wieder Klamotten bestellt. Sie betrachtet die Kleidung: ,,Irgendwie sahen die Klamotten auf den Bildern ganz anders aus.‘‘ murmelt sie vor sich hin. Der Gedanke über die Fast Fashion Industrie überkommt sie, ihr läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Schnell packt sie die Sachen wieder ein und klebt das Retourenetikett auf das Päckchen

Was genau ist Fast Fashion?

Setzt man sich mit dem Thema Fast Fashion tiefer auseinander, werden einem verschiedene Artikel vorgeschlagen und eine Begriffserklärung nach dem Cambridge Dictionary: ,,Clothes that are made and sold cheaply, so that people can buy new clothes often‘‘. Fast-Fashion bedeutet auf Deutsch schnelle Mode und ist ein Design- und Marketingkonzept, das trendige Mode zu günstigen Preisen herstellt. Die Hersteller fokussieren sich auf die Nachahmung neuester Trends, hierbei werden jedoch keine hochwertigen Materialien verwendet. Diese recht günstigen Styles werden dann meist jungen Kunden angeboten.

Wie schädlich ist Fast Fashion für unsere Umwelt?

Kleidung, die in anderen Ländern hergestellt wird, wie zum Beispiel in China, Bangladesch oder Indien, haben eine lange Reise hinter sich. Ein Kleidungsstück wird nicht immer in nur einem Land hergestellt, zum Teil muss es für einige Produktionsschritte in anderen Länder exportiert werden. Laut einem Bericht von nachhaltige-kleidung.de verursacht die Textilindustrie jährlich 1,2 Billionen Tonnen CO2, mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Einem Bericht von energiezukunft.eu zufolge ist die Modeindustrie allein für über fünf Prozent der globalen Emission zuständig. Die Kleidung wird oft in Ländern mit geringen Umweltschutzstandards produziert, diese legen wenig Wert auf einen geringen Ausstoß von Treibhausgasen. Ein Grund, weshalb Kleidung außerhalb der EU produziert wird, sind die hohen Umweltschutzauflagen in der EU. Für importierte Ware gibt es keine Vorgaben, deshalb ist es kein Problem in asiatischen Ländern Chemikalien einzusetzen und diese wieder problemlos zu entsorgen. Die Energie der Produktion kommt häufig aus Kohlekraftwerken. Heutzutage besteht unsere Kleidung aus 60 Prozent Polyester, dies hat eine fast dreimal so hohe CO2-Emission als Baumwolle, so sinplastic.com.

Greenwashing

Weltweit agierende Modeketten wie H&M, Zara oder C&A haben meist eine Abteilung für nachhaltige Kleidung. Die Kleidung ist dementsprechend auch mit Etiketten versehrt, mit Aufschriften wie, ‘‘conscious (bewusst)‘‘,‘‘Biobaumwolle‘‘ oder ,,nachhaltig‘‘. Jedoch handelt es sich nach einem Bericht vom ZDF-Magazin “Zoom” dabei nicht wirklich um nachhaltigere und bessere Kleidung, sondern um Greenwashing. Greenwashing ist eine PR-Methode, um einem Unternehmen ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen. Genaue Nachweise, ob dieses Unternehmen tatsächlich auf umweltfreundlicher Weise Kleidung produziert, gibt es kaum.

Wie kann man Fast Fashion reduzieren?

Es gibt mehrerer Möglichkeiten Fast-Fashion zu reduzieren und auf umweltfreundlichere Weise Kleidung zu besorgen. 

  • Secondhand und altes verkaufen: Second Hand Shops sind momentan ein sehr beliebter Ort zum Kauf ‘‘neuer‘‘ Kleidung und seltenen Vintage Schätzen. Apps zum Verkaufen machen auch die Runde, Vinted und Co. sind tolle Apps, um alte Kleidung loszuwerden
  • Biobaumwolle: Für das Produzieren von Biobaumwolle werden weniger Insektizide und Wasser verwendet. Zudem gibt es sehr viele Geschäfte, die ökologisch produzierte Kleidung verkaufen. Es ist zwar teuer, jedoch erhält man dafür eine bessere Qualität und hilft der Umwelt
  • DIY: Werde kreativ und verschönere alte Kleidung. Auf YouTube und anderen Websites findet man viele Tutorials und Ideen.

 

,,Kleidung kaufe ich nur dann, wenn ich sie auch brauche‘‘

Ein Interview von Nour Saadouni

Ardiana Dhomi ist eine Studentin an der Leuphana, sie studiert Englisch und Politik auf Lehramt im 5. Semester und ist ein großer Mode-Fan. Ich habe Ardiana gefragt, wie sie ihre Begeisterung für Mode und ihr Interesse an Nachhaltigkeit verbindet und wie sie über die Fast-Fashion-Industrie denkt.

©Nour Saadouni
Ardiana Dhomi

 

Was ist bei dir Hauptgrund für neue Klamotten?

Ardiana: Kleidung kaufe ich, wenn diese kaputt gehen oder wenn ich zum Beispiel etwas nicht hab. Eine schwarze Hose habe ich mir erst dann wieder gekauft, als ich wirklich eine brauchte oder wenn etwas Wichtiges ansteht (lacht).

Hast du schon mal Kleidung bei einem Fast-Fashion-Unternehmen gekauft?

Ardiana: Ja natürlich, insbesondere bei Shein.

Wusstest du über nachhaltige Mode Bescheid?

Ardiana: Ja schon, als ich damals bei H&M gearbeitet habe, da bin ich darauf gestoßen. Somit habe ich dann gemerkt, dass auch die großen Modemarken versuchen, nachhaltig zu sein und ihr Image etwas zu ändern. Ob es auch so nachhaltig ist, weiß ich nicht.

Ich weiß, dass du dir mal ein etwas teureren Hoodie bestellt hast, bei Worst Behavior denke ich. Weißt du vielleicht, ob die Nachhaltig sind?

Ardiana: Ja genau (lacht). Die Sachen werden in Deutschland hergestellt, jedoch weiß ich nicht, ob diese nachhaltig sind. Ich sag mal so, der Pulli war auch teurer, aber dafür ist die Qualität mega gut.

Wenn man dann Shein damit vergleicht, dann merkt man es erst recht.

Ardiana: Das ist halt das Ding, das habe ich auch gemacht. Ich hatte einen Pulli von Shein in Blau und die Qualität war der größte Müll. Du hast komplett gemerkt was für Polyester das ist, klar der Pulli ist günstig, keine Frage, aber dementsprechend ist das Material dann auch so. Bei dem Worst Behavior Pulli, man merkt einfach das viele Geld, dass da drin steckt ist es einfach wert. 

Wäre das dann auch der Grund, wieso du eher nachhaltige Kleidung kaufen würdest? Oder würdest du sagen, nein, Fast Fashion ist immer noch eine Option für mich?

Ardiana: Nicht unbedingt, ich achte jetzt schon mehr darauf, dass ich Dinge kaufe, die ich auch nur brauche. So ein Pulli hatte ich zum Beispiel nicht, deswegen habe ich ihn mir gekauft. Aber dass ich auch darauf achte, dass es nicht unbedingt Fast Fashion ist, sondern dass es Sachen sind, die ich über die Jahre anziehen kann. Nach nur einer oder zwei Saisons sind die Sachen von den Fast Fashion Industrien kaputt. Meistens habe ich auch immer nach Trends gekauft, oh das ist im Trend, das muss ich haben. Irgendwann dachte ich mir, das muss ich nicht haben, es ist unnötig. 

Würdest du dir wünschen, dass Marken sich mehr mit dem Thema beschäftigen und nachhaltige produzierte Kollektionen anbieten?

Ardiana: Ja doch, ich finde, sie sollten auch transparenter sein. Zum Beispiel hatte H&M damals gesagt, woher die Klamotten kamen. Andere Marken, ich sag mal Großunternehmen, die extrem teuer sind und von denen man es nicht weiß, produzieren ihre Klamotten in der gleichen Produktionsfirma wie Kik. Gerade bei solchen großen Unternehmen, in der eine Jeans über 140 € kostet, sollten sie eigentlich transparenter, indem sein, wie sie produzieren und unter welchen Bedingungen sowas hergestellt wird. Ich denke auch, dass sie nicht unter Nachhaltigkeit labeln. Menschen sind auch so, zu einem bestimmten Grad wollen sie es wissen und irgendwo auch nicht. 

Auf unserem Blog findet ihr weitere Beiträge zur Konferenzwoche 2022 oder folgt uns auf Instagram bei leuphana.college.