Zirkusarena des SCHub’s: Zebras sind die neuen Einhörner
Ein Bericht von Hanna Hellmann
Für den Start-Up Circus 2022 haben sich vier studentische Gründer:innen-Teams mit Hilfe von Künstler:innen vorbereitet. Durch kreatives Storytelling soll die Expert:innen-Jury von Ideen wie nachhaltigen Tampons, fair gehandeltem Olivenöl und mehr Jugendbeteiligung überzeugt werden. Letztendlich holen sich Julia und Lina mit ihrem Modeprojekt Linol& Stitch den ersten Preis. Für zwei Monate sind sie nun Teil des Kreativnetzwerks Impact Hub Hamburg.

Während am Donnerstagnachmittag hinter den Kulissen berechnet wird, welches Jungunternehmen den ersten Social Entrepreneurship Pitch in der Geschichte der Leuphana gewinnt, gibt es für die Zuschauenden einen kurzen Crashkurs in Sachen Start-Up-Terminologie. Als Einhorn, so erklären die Moderatorinnen, werden Unternehmen dann bezeichnet, wenn sie in ihrer Anfangsphase besonders schnell wachsen und fast unerreichbare Einnahmen erzielen. Weil solche Raketenstarts in fast allen Fällen nur unter immenser Schädigung von Mensch und Umwelt gelingen, gibt es die passende Kontrabewegung dazu: Zebras.
In der Arena des Social Startup-Circus befinden sich dieses Jahr hauptsächlich Zebras. Als Herdentiere orientieren sich die Gründer:innen, trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze an den Werten Teamarbeit, Umwelt-, sowie Sozialverträglichkeit. Die Zweifarbigkeit eines Zebrafells steht in der Metapher für die Vereinigung von Unternehmertum und Nachhaltigkeit. Genau in diese Richtung, findet Jurymitglied und Gründer des Social Change Hub Steffen Farny, müssen sich soziale Unternehmungen entwickeln. “We need new stories”, sagt er. Die Identitäten, die sich hinter dem Titel Entrepreneur verstecken, müssen gerade vor dem Hintergrund sozialer Herausforderungen und der Klimakrise neu und weiter gedacht werden als bisher.
Mit Kreativität und Realness für positiven Wandel
Das Gewinner-Unternehmen des heutigen Pitches, Linol& Stitch, setzt in ihrer Erzählung auf künstlerische und gemeinschaftliche Aspekte des Gründer:innen-Daseins. Ein mit entspannten Beats unterlegtes Video gewährt den Zuschauenden einen intimen Einblick in die Philosophie der beiden Unternehmerinnen und erzählt von ihrer gemeinsamen Leidenschaft des kreativen Gestaltens. Der Fokus liegt hierbei auf den Menschen und Emotionen hinter dem Stoff, den Linda und Julia zu stylischen und gleichzeitig bezahlbaren Unikaten verarbeiten.
Sie arbeiten unter anderem mit dem Second-Hand Laden rudiretro und dem Team des Lunatic-Festivals der Leuphana zusammen. Dank solcher Kooperationen wächst das lokale Netzwerk für faire und nachhaltige Mode in und um Lüneburg immer weiter. Obwohl, eines machen die Gründerinnen von Linol &Stich klar: Es geht ihnen weder um unendliches Wachstum, noch um Konkurrenzkampf. Stattdessen möchten sie vom Austausch mit anderen Kreativen profitieren und vor allem den Spaß an ihrem Projekt nicht verlieren. Die Message, die die beiden zum Schluss an alles enden: Go for it and don’t be afraid!
Strukturen aufbrechen, um Neues zu wagen
Gescheut vor dem ersten Schritt in Richtung Unternehmensgründung haben sich auch Amelie, Agnes und Chiara nicht. Das Trio hatte im Rahmen ihres Cradle-to-Cradle-Seminars ein Konzept für plastikfreie, auf Hanf basierende Tampons bzw. Hempons entwickelt und möchte seine Idee jetzt Realität werden lassen. Um mehr über das innovative Periodenprodukt zu erfahren und darüber, wie Amelie Harms Vorbereitung auf den Social Startup Circus verlief, lest gerne den Erfahrungsbericht, den sie als Teil unseres Redaktionsteams verfasst hat: [Link zum Beitrag]
Juror und Co-Founder des Impact Hub Hamburg, Jose Saldana, unterstützt das Projekt, merkt aber an, dass die Konkurrenz der Jungunternehmer:innen groß ist. Bereits etablierte Firmen haben in der Businesswelt erstmal einen Vorsprung. Nichtsdestotrotz sind die Ideen der Studierenden innovativ und können Spielregeln herausfordern, sind sie erst einmal im Rennen. “Breaking existing structures is hard!”, betont Ruth Jeckel, ebenfalls Jurorin und Teil des Avenir-Kollektivs Lüneburg.
Zu einem fairen, bewussteren Umgang innerhalb von und zwischen Unternehmen sowie zwischen Firmen und ihrem sozialen Umfeld, aber auch der Umwelt tragen bei diesem Pitch alle Ideen bei. Es ist schön zu sehen, wie es anders gehen kann und wie Utopien von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext konkret angegangen werden.
Auf unserem Blog findet ihr weitere Beiträge zur Konferenzwoche 2022 oder folgt uns auf Instagram bei leuphana.college.