Alumni im Porträt: Dr. Saskia Dörr – Kluge Fragen zur Nachhaltigkeit
02.11.2020 Die promovierte Neurobiologin und Digitalexpertin studierte an der Professional School berufsbegleitend den MBA Sustainability Management. Saskia Dörr gründete eine Unternehmensberatung für Nachhaltigkeit, veröffentlichte ihren Praxisleitfaden zu Corporate Digital Responsibility und lehrt ab dem kommenden Semester selbst an der Leuphana.
„Was hat meine jetzige Arbeit eigentlich noch mit meinem Biologiestudium zu tun?“: Dr. Saskia Dörr stellte sich diese Frage Mitte der 2000er Jahre. Sie war auf der Karriereleiter sehr weit oben angekommen: Führungsposition, berufliche Flexibilität, Managementfortbildungen in Oxford und Madrid. Nach Studium und Promotion hatte sie sich bewusst für einen Weg außerhalb der Wissenschaft entschieden. Sie absolvierte ein Volontariat bei einem Medizin-Verlag, lektorierte mehrere Bücher und stieg Mitte der 90er Jahre in die Multimedia-Branche ein. Saskia Dörr wurde Projektmanagerin für Telemedizin bei der Deutschen Telekom. „Bereits damals waren elektronische Patientenkarte und elektronisches Rezept ein riesiges Thema“, erinnert sie sich. Das Internet lernte gerade laufen und Saskia Dörr sollte in einem globalen Gesundheitsprojekt Ärzt*innen und Patient*innen miteinander verbinden. Vielseitig interessiert wechselte sie innerhalb des Unternehmens Positionen, beschäftigte sich mit strategischer Personalentwicklung, Innenrevision und Vertriebsfragen – immer das Business im Auge. „Mir war zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst, wie wichtig auch gesellschaftliche Themen außerhalb von Markt und Produkten für den Erfolg von Unternehmen sind“, erinnert sich Saskia Dörr. Bei ihrer Arbeit für den Vorstand lernte sie Dr. Ignacio Campino kennen, den damaligen Vorstandsbeauftragten für Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Telekom. In Saskia Dörr wurde die Frage nach ihrer beruflichen Ausrichtung laut. Sie bat Ignacio Campino um ein Gespräch zum Thema Nachhaltigkeit: Berufliche Fortbildungen kenne er keine, aber sie könne Sustainability Management studieren – in der Schweiz oder in Lüneburg.
Saskia Dörr entschied sich für die Leuphana: „Durch das Fernstudium konnte ich weiterarbeiten und an meinem Wohnort bleiben.“ Wenige Präsenzphasen dienen dem persönlichen Austausch und Netzwerkaufbau. 2009 startet Saskia Dörr mit großem Interesse ins berufsbegleitende Studium: „Mir ging es weniger um einen neuen Karriereschritt, als um die Inhalte“, sagt die Naturwissenschaftlerin. Dennoch hat der MBA für eine große berufliche Veränderung gesorgt: Neben ihrer Tätigkeit bei der Telekom, die sie bei den Studiengebühren unterstützte, hat Saskia Dörr eine Unternehmensberatung für Nachhaltigkeit gegründet. Mit WiseWay berät sie zu Nachhaltigkeit im Digitalzeitalter. „Das Thema ist mittlerweile riesig“, sagt Saskia Dörr. Es helfe Unternehmen nicht nur ihren guten Ruf beim neuen Business mit Daten zu erhalten, sondern auch etwa Fachkräfte durch partizipative Arbeitsformen zu binden oder den eigenen Fußabdruck für Klima und Umwelt im Auge zu behalten. „Vier Prozent aller CO2-Emmissionen gehen auf die Digitalisierung zurück. Das entspricht etwa dem weltweiten Flugverkehr vor Corona“, erklärt Saskia Dörr beispielhaft.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie einen Praxisleitfaden zu Corporate Digital Responsibility. Im Buch beschreibt sie, wie sich Unternehmensverantwortung im Zeitalter von Big Data und Künstlicher Intelligenz verändert und wie Corporate Digital Responsibility zu einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen im digitalen Wandel führen kann. Insbesondere hat sich die die Autorin über das Vorwort in ihrem Buch gefreut. Ihr damaliger Prüfer Prof. Dr. Holger Petersen von der Nordakademie hat es verfasst. Er lehrt heute noch im Studiengang Sustainability Management. Auch Saskia Dörr gehört ab dem kommenden Semester zum Team der Lehrenden: „Ich freue mich auf diese spannende Aufgabe. Ich habe selbst sehr von dem Studium profitiert und kann immer noch 90 Prozent der Inhalte gebrauchen. Das Studium ist ein Pfund, mit dem ich wuchern kann.“
Und sie hat eine Antwort auf ihre innere Frage gefunden: Wie passen Biologie und Wirtschaft zusammen? „Es ist ein Denkkosmos. Unternehmen sind ein Teil von Gesellschaft und der Welt. Das müssen wir im Sinne einer Zukunftsfähigkeit zusammenbringen.“