Studienfinanzierung durch Stipendien: Erfahrungsberichte
Welche Bedeutung hat ein Stipendium für den persönlichen Bildungsweg, welche Chancen eröffnet es? In unseren Erfahrungsberichten erzählen unsere Studierenden von ihren Erfahrungen mit der Förderung durch das Deutschlandstipendium und berichten von ihrem berufsbegleitenden Studium sowie ihrem persönlichen Engagement.
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Die Berichte im Überblick
- Franziska Noll: Das Deutschlandstipendium bedeutet für mich Anerkennung und Wertschätzung meiner Leistungen
- Manja Günther: Das Stipendium ist für mich ein absoluter Glücksgriff
- Stipendiatin im Portrait: Claudia Kister - studiert und arbeitet zu Klima- und Nachhaltigkeitskrisen in einer Bank
- Stipendiatin im Portrait: Kyra Haskins - engagiert sich nachhaltig in den USA, Deutschland und Afrika
- Stipendiat im Portrait: Marcel Colmorgon - schätzt Innovation im Studium und Fairplay auf dem Platz
- Stipendiatin im Portrait: Jana Marie Zimmerningkat - über die Vielfalt des Politikstudiums in Lüneburg
- Stipendiatin im Portrait: Franziska Alpen - für ein gesundes Miteinander
- Stipendiatin im Portrait: Linda Bowes - angekommen an einem Ort der Inspiration und Motivation
- Stipendiat im Portrait: Joshua McGregor - Medienversteher zieht es nach Hong Kong und zurück nach Lüneburg
- Stipendiatin im Portrait: Svenja Grossmann - verlässt die Komfortzone und sattelt um auf Lehramt
- Stipendiatin im Portrait: Michaela Hoek - Erstakademikerin rüstet sich für neue Aufgaben in der Sozialen Arbeit
- Stipendiat im Portrait: Filip Raketic - Recht und Nachhaltigkeit im Gleichschritt
- Stipendiatin im Portrait: Leona Schubert - möchte Kindern in der Schule neue Wege eröffnen
- Podcastfolge Leuphana Podcast: Alisa Walenziak - Stipendium als Wertschätzung
"Das Deutschlandstipendium bedeutet für mich Anerkennung und Wertschätzung meiner Leistungen"
Dr. med. Franziska Noll arbeitet als Kinderärztin, studiert berufsbegleitend im Master of Public Health und engagiert sich unter anderem bei „Nicht Allein“, einem Verein zur Vermittlung von ehrenamtlichen Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Sie wird über ein Deutschlandstipendium durch die Universitätsgesellschaft gefördert.
Welchen Beruf üben Sie aus, mit welchen Projekten sind Sie beschäftigt?
Ich bin aktuell angestellte Kinderärztin und Ärztin für Naturheilverfahren in einer Kinderarztpraxis im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Nordost in Schwarzenbek. Schwarzenbek ist die kinderreichste Region in Schleswig-Holsteins und wir haben kleine und große Patient*innen aus vielen Ländern dieser Welt in unserer Praxis. Weiterhin habe ich gerade ein kleines Projekt gestartet, welches unsere und die anderen Praxen in unserem MVZ nachhaltiger und klimafreundlicher machen soll.
Engagieren Sie sich ehrenamtlich? Wenn ja, in welchem Bereich? Was tun Sie da genau?
Ich engagiere mich aktuell ehrenamtlich im Verein "Nicht allein". Das ist ein Lübecker Verein, welcher Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernimmt. Ich hatte bereits zwei Vormundschaften für einen somalischen Jungen und ein somalisches Mädchen. Für beide konnte ein sicherer Aufenthalt erreicht werden. Der inzwischen volljährige junge Mann hat den 10. Klasse-Abschluss geschafft, einen Ausbildungsplatz, gerade seinen Führerschein gemacht und spielt im Fußballverein. Das inzwischen volljährige Mädchen macht gerade ihr Abitur, sie spielt ebenfalls im Fußballverein und hier konnten wir gemeinsam eine Familienzusammenführung erreichen. Wir sind alle noch in sehr gutem Kontakt und ich begleite meine ehemaligen Mündel auch weiterhin und unterstütze, wo ich kann. Weiterhin bin ich Mitglied bei "Ärzte ohne Grenzen" und war 2016 und 2018 als Kinderärztin in Afghanistan und Sierra Leone im Einsatz. Im Verein "Deutsche Allianz für Klimawandel und Gesundheit" (KLUG) bin ich seit einem Jahr Mitglied und möchte hier bald noch aktiver werden.
Was studieren Sie und warum haben Sie sich für das berufsbegleitende Studium entschieden?
Ich studiere Public Health an der Professional School, befinde mich aktuell im 4. Semester und schreibe gerade an meiner Masterarbeit mit dem Thema: „Transformation des öffentlichen Gesundheitssystems in Deutschland: Potentieller Beitrag des „Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin“ zur Verbesserung der Kinder- und Jugendgesundheit.
Das Public Health Studium hat mich bereits interessiert, seitdem ich mit Ärzte ohne Grenzen im Einsatz war. Damals damals mit dem Ziel, in der Entwicklungshilfe im Ausland zu arbeiten und dort Gesundheitssysteme mit aufzubauen und zu stärken. Allerdings habe ich gelernt, dass man viele Jahre braucht, um Systeme in anderen Ländern wirklich zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Sonst läuft man sonst Gefahr, etwas von außen überzustülpen, was nicht hilfreich und nachhaltig ist.
Im Laufe der Jahre habe ich dann immer mehr wahrgenommen, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten es auch in unserem deutschen Gesundheitssystem gibt. Auch wenn mir meine Arbeit als Kinderärztin oft viel Freude bereitet, so ist die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Unterstützungs- und Förderbedarf aktuell sehr schlecht. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass Kinder kaum eine Lobby haben und ihre Interessen oft wenig Gehör finden. Insbesondere die psychischen und psycho-somatischen Erkrankungen von Kindern sind seit der Pandemie deutlich gestiegen.
Ehrlich gesagt sehe ich nicht weniger als die Notwendigkeit einer Transformation unseres Gesundheitssystems. Es gibt viele strukturelle Schwächen und starre bürokratische Hürden. Wir brauchen u. a. einen stärkeren präventiven Ansatz, eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen und eine Entökonomisierung des Gesundheitssystems. Insbesondere im Public Health-Bereich sehe ich viel Potenzial, daher habe ich das Studium gewählt.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Studium / was wird Ihnen am besten in Erinnerung bleiben?
Das Public Health-Studium an der Leuphana Universität habe ich von einer Freundin empfohlen bekommen, ich wählte die Uni aber auch aufgrund der Nähe zu meinem Wohnort Lübeck. Mir war damals noch nicht bewusst, an was für einen großartigen Uni ich studieren werde. Die Verleihung des Nachhaltigkeitspreises 2023 für die Leuphana verdeutlicht die großen und erfolgreichen Anstrengungen der Universität, einen Beitrag zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in unserer Welt zu leisten. Die Professional School war zu jedem Zeitpunkt sehr gut organisiert und strukturiert. Am bereicherndsten für mich waren die vielen konstruktiven und inspirierenden Gespräche mit den Kommiliton*innen und Dozierenden. Die offene Atmosphäre und das junge studentische bunte Treiben habe ich an den Freitagen ab und zu mitbekommen und ebenfalls sehr genossen.
Was bedeutet das Deutschlandstipendium für Sie?
Das Deutschlandstipendium hat für mich eine Anerkennung und Wertschätzung meiner bisherigen und aktuellen Leistungen bedeutet, aber vor allem ist es eine wunderbare finanzielle Unterstützung, da ich aufgrund meiner kleinen Tochter und des Studiums aktuell nur in Teilzeit arbeite. Weiterhin hoffe ich, dass sich daraus noch Kontakte und die Ausbildung eines Netzwerks ergeben.
"Das Stipendium ist für mich ein absoluter Glücksgriff!"
Manja Günther studiert berufsbegleitend im Bachelor Soziale Arbeit und arbeitet als Teilhabeberaterin. Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit unterstützt sie außerdem Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, sich ihren Wunsch nach einem Assistenzhund zu erfüllen. Sie wird über ein Deutschlandstipendium durch den Alumni- und Förderverein der Leuphana gefördert.
Welchen Beruf üben Sie aus, mit welchen Projekten sind Sie beschäftigt?
Ich bin Teilhabeberaterin in der ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB). Das ist eine Beratungsstelle, die es bundesweit ca. 500 x gibt und die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BAMS) finanziert wird. In der EUTB berate ich Menschen mit Behinderung und deren Angehörige in allen Belangen rund um ihre Behinderung. Es geht dabei z. B. um die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, eines Pflegegrades, persönliche Assistenz oder Hilfsmittel. Aber auch die Frage, ob und wo eine Arbeitsaufnahme für die Person oder der Bezug einer eigenen Wohnung möglich sind, begegnen mir in meiner Arbeit. Viele Menschen mit Behinderung wissen nicht, was ihnen an Hilfen zusteht oder wie sie diese bekommen können. Ich berate sie im Vorfeld der Beantragung und begleite sie bei Bedarf auch während des Beantragungsverfahrens. Die Beratung in der EUTB ist für die Ratsuchenden kostenlos.
Engagieren Sie sich ehrenamtlich? Wenn ja, in welchem Bereich? Was tun Sie da genau?
Als 1. Vorsitzende des Vereins „Apporte-Assistenzhunde für Menschen im Rollstuhl e. V.“ unterstütze ich Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, sich ihren Wunsch nach einem Assistenzhund zu erfüllen. Assistenzhunde sind speziell auf die Bedürfnisse eines Menschen ausgebildete Hunde, die mit ihrem Menschen zusammenleben und ihn im Alltag unterstützen. Assistenzhunde heben z. B. heruntergefallene Gegenstände auf, öffnen und schließen Türen und Schränke, betätigen Lichtschalter, holen das Telefon, ziehen Jacken, Schuhe und Socken aus u. v. m.
Ein ausgebildeter Assistenzhund kostet 21.000 €. In Deutschland gibt es keinen Kostenträger für diese Hunde. Ich bin bereits vor zwölf Jahren zu Apporte gekommen, als sich mein damals 8-jähriger Sohn sehnlichst einen Assistenzhund wünschte. Wir konnten das Geld nicht allein aufbringen und fanden im Internet den Verein. Bereits sieben Monate nach unserer Vorstellung dort zog unsere Assistenzhündin Linda bei uns ein, die unseren Sohn in die Grundschule, in die weiterführende Schule, in Museen, Urlaube etc. begleitete und ihm bis heute eine große seelische Stütze ist.
Nur kurze Zeit danach wurde ich 2. Vorsitzende des Vereins und vor zwei Jahren übernahm ich den Vorsitz ganz. Wir sammeln Spenden und präsentieren unsere Hunde auf Messen, Ausstellungen, Stadtfesten, in Schulen, bei Tierschutzorganisationen etc. Außerdem führe ich viele Gespräche mit potenziellen Bewerber*innen und stehe Sponsor*innen und Journalist*innen Rede und Antwort. In den 19 Jahren seit der Vereinsgründung haben wir schon fast 60 Assistenzhunde finanziert und sind inzwischen so bekannt, dass wir aktuell ca. 7 Hunde jährlich kaufen. Unsere Bewerber*innen kommen aus ganz Deutschland, aber größtenteils aus Norddeutschland, da der Vereinssitz in Wunstorf bei Hannover ist. Auf unserer Homepage apporte-assistenzhunde.de kann man jederzeit sehen, wer gerade auf einen Hund wartet, und Berichte von vielen glücklichen Teams lesen, die bereits zusammenleben.
Was studieren Sie und warum haben Sie sich für das berufsbegleitende Studium entschieden?
Ich studiere im 7. Semester „Soziale Arbeit für Erzieherinnen und Erzieher“. Nach 25 Jahren als Erzieherin in Kindertagesstätte, Grund- und weiterführender Schule habe ich mich für das Studium entschieden, um mein langjähriges Hobby und Ehrenamt – die Beratung von Eltern von Kindern mit Behinderung – zu meinem Beruf zu machen. Durch meinen 20-jährigen Sohn, der mit einer schweren Behinderung geboren wurde, habe ich sehr viele Kämpfe mit der Krankenkasse, der Rentenversicherung, Behörden, Schulen… bis hin zum Sozialgericht ausfechten müssen, um seine Rechte zu wahren und ihm zustehende Leistungen zu erhalten. Dadurch habe ich mich mit vielen Gesetzestexten, Verordnungen, Erlassen etc. beschäftigt und gemerkt, dass ich häufig besser Bescheid wusste als die Sachbearbeiter*innen in den Ämtern. Dieses Wissen weiterzugeben und anderen Eltern zu zeigen, was ihnen und ihren Kindern zusteht, machte mir so viel Freude, dass ich mir wünschte, dieses beruflich zu machen. Ein Vollzeitstudium kam für mich nicht in Frage, da wir das organisatorisch und finanziell nicht geschafft hätten. Ich konnte aufgrund unserer Söhne, Hund, Haus und Garten in den letzten Jahren zwar nur in Teilzeit arbeiten, aber auf mein Gehalt hätten wir, auch aufgrund der hohen Studiengebühren, nicht verzichten können. Mit dem berufsbegleitenden Studium habe ich die Möglichkeit, 20 Stunden wöchentlich zu arbeiten, aber auch noch genug Zeit für das Studium aufzubringen.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Studium/ was wird Ihnen am besten in Erinnerung bleiben?
Die Seminare mit den interessanten Inhalten haben mich jedes Mal begeistert. Ich hatte zuvor lange überlegt, ob ich mit meinen anfangs 48 Jahren wirklich noch in der Lage wäre, ein Studium zu absolvieren. Ich hatte kein Abitur, wissenschaftliches Arbeiten war mir fremd und meine letzte Hausarbeit – die Abschlussarbeit in der Ausbildung – hatte ich 1992 noch mit der Hand geschrieben. Daher hatte ich sehr viel Respekt vor den Studieninhalten. Aber aus fast jedem Seminar kam ich begeistert raus und redete stundenlang mit meinem Mann über die Inhalte. Die meisten Themen fesselten und begeisterten mich und es eröffneten sich mir viele neue Horizonte. Ich konnte meine Einstellung zu manchen Themen überdenken und neu sortieren. Dass ich einen Notenschnitt von 1,2 schaffen würde, war für mich vor dem Studium unvorstellbar! Natürlich fand ich auch großartig, ein paar sehr nette Kommiliton*innen kennenzulernen. Leider hatten wir die ersten 1 ½ Jahre aufgrund der Coronapandemie alle Seminare online und dadurch fehlte der Austausch in dieser Zeit sehr. Aber insbesondere die letzten beiden Bildungswochen, die wir in Präsenz in Lüneburg verbrachten, fand ich sehr intensiv – tagsüber die Seminare und die Abende in der Karaoke-Bar.
Was bedeutet das Deutschlandstipendium für Sie?
Das ist ganz einfach zu beantworten: ein Studienjahr mit der entlastenden Gewissheit, dass das Deutschlandstipendium mich finanziell entlastet – das Stipendium ist für mich ein absoluter Glücksgriff! Wie schon erwähnt, kann ich zurzeit nur Teilzeit arbeiten. Die Kinder sind zwar inzwischen erwachsen und weniger zeitaufwendig, aber ich hätte den hohen Arbeitsaufwand für Hausarbeiten und Klausuren nicht mit einer Vollzeitstelle geschafft. Außerdem bin ich Ende letzten Jahres an Krebs erkrankt, was mich einige Wochen vom Studium abgehalten hat. Vorher war ich so gut in der Zeit, dass ich die Bachelorarbeit zum Ende des 7. Semesters abgeben wollte. Nun werde ich das nicht schaffen und muss ein Semester dranhängen, werde also auch erst später in eine bessere Gehaltsgruppe wechseln und meine Stunden aufstocken können. Durch das Stipendium habe ich ein Jahr eine so große finanzielle Entlastung bekommen, dass wir uns die Verzögerung auch noch leisten können.
Weitere Informationen zum Deutschlandstipendium
Mit dem Deutschlandstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist ein Stipendienprogramm geschaffen worden, das leistungsorientierte und sozial engagierte Studierende auf ihrem akademischen Weg in einem gemeinschaftlichen Projekt von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sinnvoll begleitet und fördert.
Aktuelle Informationen zum Deutschlandstipendium und zur Bewerbung erhalten Sie hier: https://www.leuphana.de/kooperationen/foerdern-stiften/stipendien/deutschland-stipendium.html
Kontakt & Beratung
Ansprechperson
Bei Fragen zur Studienfinanzierung wenden Sie sich bitte per Mail an psfinanzierung@leuphana.de oder an
Ingo Auhagen, M.A.
Universitätsallee 1, C40.120
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Fon +49.4131.677-2467
ingo.auhagen@leuphana.de