Zertifikatsstudium Professional School Individuale: Erfahrungsberichte

Sich sein eigenes Zertifikatsstudium zusammenstellen und Module frei kombinieren - warum haben sich andere für diesen Weg entschieden, welche Kombination haben sie gewählt und wie haben sie ihr individuelles Zertifikatsstudium erlebt? Von ihren Erfahrungen berichten die Teilnehmer*innen im Interview. 

Was haben Sie genau gebucht und warum?

Ich studiere im Zertifikatsstudium den Studiengang „Master of Public Health“. In meiner beruflichen Rolle als Manager Health und Engagement bei Continental verantworte ich u. a. das Gesundheitsmanagement für die globalen Reifenwerke. Hierzu wollte ich meine bisherigen Kenntnisse um die akademische Perspektive der Gesundheits- und Präventionswissenschaften mit betrieblichem Schwerpunkt erweitern. Mein Arbeitgeber Continental unterstützt mich glücklicherweise als Sponsor, was mir die Entscheidung für das Studium sehr vereinfacht hat.

Wie sind Sie auf das Angebot aufmerksam geworden?

Ich habe mich bei Kollegen und Gesundheitswissenschaftlern erkundigt, welche Universitäten sie für ein praxisnahes Studium empfehlen würden. Neben anderen Hochschulen ist die Leuphana Universität Lüneburg mir hier mehrfach empfohlen worden. Eine Internetrecherche und die Rücksprache mit der Studiengangskoordination bestätigten mir dann diesen positiven Eindruck.

Warum haben Sie sich für diese Art der Weiterbildung entschieden?

Ich bin voll berufstätig mit hoher internationaler Reisetätigkeit – gleichzeitig sind mir mein Privatleben, meine Freunde und Familie sehr wichtig. Ich habe daher nach einem Angebot gesucht, das eine hohe akademische Qualität aufweist, zielgerichtet meine sowie die Interessensgebiete meines Unternehmens abdeckt und ermöglicht, dies ganz flexibel in dem mir möglichen Umfang durchzuführen. Da mir mein Arbeitgeber dieses berufsbegleitende Studium ermöglicht, ist mir diese Vereinbarkeit und die Anwendbarkeit der Inhalte im Job von entscheidender Bedeutung.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen aus der Weiterbildung?

Es ist ein spannendes Studium, bei dem ich ganz neue Eindrücke und Perspektiven erhalte. Vor allem der Austausch mit den Kommilitonen aus ganz anderen Unternehmen und Branchen erlaubt es mir, meinen Horizont zu erweitern. Aber auch die Dozierenden, welche teilweise direkten Bezug zur Praxis haben, setzen spannende Impulse, welche ich sehr gut in meinem Job verwenden kann.

Welches Wissen aus Ihrer bisherigen Weiterbildung hat Sie bisher beruflich und/oder privat am meisten weitergebracht?

Ich bin in meinem Erststudium ein Ingenieur, insofern sind mir Sozialwissenschaftliche Methoden bisher unbekannt gewesen. Das Studium konnte mir aber sehr gut Methoden vermitteln, um vermeintlich schwer messbare, abstrakte Konstrukte, wie beispielsweise ‚Gesundheit‘ greifbarer zu machen. Mit diesen qualitativen und quantitativen Methoden umgehen zu können, ist für mich auch in meinem Beruf von Vorteil.

Was hat Ihnen an Ihrer Weiterbildung gefallen?

Die Dozierenden gehen gezielt auf Vorkenntnisse und Interessensfelder der Teilnehmer*innen ein und fragen diese ab. Weiterhin versucht die Studiengangskoordination, die Bedürfnisse der Studierenden möglichst ganzheitlich zu erfüllen. So waren beispielsweise auch hybride oder komplett virtuelle Veranstaltungsformate möglich, wenn das von den Studierenden gewünscht wurde – sogar, wenn dies bisher für ein bestimmtes Modul so nicht angeboten wurde. Das zeugt genau von der Flexibilität, die ich als im Beruf stehende Person benötige.

Würden Sie auch in Zukunft ein Modul- oder Zertifikatsstudium buchen?

Sicherlich, vor allem habe ich Interesse an praxisnahen Seminare, die von erfahrenen Dozierenden aus Forschung und Wirtschaft angeboten werden.

Kommt für Sie auch eine längerfristige Weiterbildung im berufsbegleitenden Bachelor oder Master in Frage?

Theoretisch kommt eine langfristige Weiterbildung für mich in Frage. Allerdings gibt es interdisziplinäre Module bzw. Grundlagen, die keinen direkten Bezug zu meinem Beruf haben bzw. Kenntnisse vermitteln, über die ich bereits verfüge. Insofern müsste dies schon genau zu meinen Zielen und Kenntnissen passen.

Würden Sie das Modul- oder Zertifikatsstudium weiterempfehlen?

Meine bisherige Erfahrung zeigt mir, dass das Modul-/ Zertifikatsstudium den Teilnehmer*innen ermöglicht, spezifische Kenntnisse zu erwerben, die sonst nur im Rahmen eines umfangreichen kompletten Studiengangs möglich wären. Zudem ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben leichter als bei einem vollen Studium. Deswegen empfehle ich die Weiterbildungsprogramme sowie den Master of Public Health an der Leuphana Universität Lüneburg herzlichst an alle Interessierten.

Viele Ideen für neue Projekte

Zusätzlich rückt nun auch durch Druck aus der Bevölkerung Nachhaltigkeit mehr ins Bewusstsein und in die selbst diktierten Firmenziele weltweit. Auch hier setzt der Studiengang wertvolle Schwerpunkte, da der Konflikt aus Ethik und Wirtschaftlichkeit verstanden wurde. Es muss nämlich kein Konflikt sein, sondern kann auch Hand in Hand gehen, wie bereits einige unserer Prozesse zeigen.
Julia Stärk, Studentin
©Leuphana Professional School

Julia Stärk absolviert seit 2024 insgesamt 8 Module aus dem M.Sc. Sustainable Chemistry als Zertifikatsstudium PSI. Sie kann so ohne Bachelorabschluss die Inhalte des Master studieren.

Warum haben Sie sich für die Weiterbildung im Bereich Sustainable Chemistry entschieden?

Ich habe 2009-2012 eine Berufsausbildung zur Chemielaborantin in der Schweiz gemacht und bin seither im selben Unternehmen tätig. Mein Schwerpunkt ist die praktische Optimierung im Labor der Syntheseprozesse neuer Pflanzenschutzmittel bis zur Produktionsreife. Ich mache die Arbeit leidenschaftlich gerne, aber wollte meinen mittlerweile nicht kleinen Einfluss noch besser nutzen können. In unserem Werk entscheidet sich der zukünftige Herstellungsweg eines Produkts. Danach kann durch die Registrierung fast nichts mehr verändert werden. Seit ich mir dieser Schlüsselrolle bewusst wurde, habe ich angefangen, nach einer Weiterbildung zu suchen, die ich mit meinen Vorkenntnissen machen kann und möglichst hilfreich dafür ist, chemische Reaktionen „auf den 2. Blick“ nachhaltiger machen zu können.

Da ich nach dem Abitur direkt meine Ausbildung gemacht habe, habe ich nie studiert und daher keinen Bachelor. Diese Tatsache verwehrte mir quasi alle wirklich interessanten Studiengänge, die ich für zielführend hielt. Alle Bachelorstudiengänge, die interessant klangen, hielt ich für zu wenig zutreffend für meine Bedürfnisse und Masterstudiengänge wurden mir sofort verwehrt,  wenn ich überhaupt eine Antwort bekam. Die Erkenntnis war einschneidend - für Universitäten sind meine über 10 Jahre Berufserfahrung im scale von 5mg bis 100kg Produkt pro Batch nichts wert und für einen Bachelor fühlte ich mich ehrlich gesagt etwas überqualifiziert. Ich denke, dass es viele Menschen in meiner Lage gibt und das Zertifikatsstudium ist eine wunderbare Möglichkeit, die Studienwelt etwas zugänglicher und fairer zu machen. Leider sind die einzelnen Module teurer als der komplette Master, das ist aber auch ein rechtliches Problem und ich bin dankbar, dass mir das Zertifikatsstudium PSI die Möglichkeit gibt, überhaupt auf diese Inhalte zugreifen zu können.

Die Betreuer*innen der Leuphana waren die einzigen, die mich sofort zu schätzen wussten und mich außerdem sehr respektvoll und kompetent beraten haben. Zu jeder Zeit habe ich das Gefühl, die Unterstützung zu bekommen, die ich benötige, und darüber hinaus. Von den Lehrern ebenso wie von der Verwaltung.

Wie kann die Weiterbildung Sie im Berufsleben unterstützen?

Ich erhoffe mir von dieser Weiterbildung eine bessere Einflussnahme auf die Entwicklung nachhaltigerer Pflanzenschutzmittel. Bereits jetzt sind die Produktionsrouten auf einem guten Weg, da zum Beispiel viele Lösemittel rezykliert und somit kaum neu gekauft werden müssen. Auch Katalyse wird bereits großtechnisch eingesetzt. Beides ist seit Jahrzehnten implementiert, da es Kosten spart. Biologische Abbaubarkeit und Abfälle sind noch ein Thema, das bisher nicht allgemein im Fokus ist (aber natürlich behandelt wird) - auch weil es recht günstig ist, Abfälle zu verbrennen, und es rechtlich noch nicht sehr limitiert ist. Dies wird sich allerdings in den nächsten Jahren verschärfen, vermutlich weltweit. Dafür ist es natürlich besser vorbereitet zu sein, als hinterher zu hinken. Geld und Zeit sind große Motivationsfaktoren für alle Firmen, da man immer auch wirtschaftlich arbeiten muss. Zusätzlich rückt auch durch Druck aus der Bevölkerung Nachhaltigkeit mehr ins Bewusstsein und in die selbst diktierten Firmenziele weltweit. Auch hier setzt der Studiengang wertvolle Schwerpunkte, da der Konflikt aus Ethik und Wirtschaftlichkeit verstanden wurde. Es muss nämlich kein Konflikt sein, sondern kann auch Hand in Hand gehen, wie bereits einige unserer Prozesse zeigen.

Konnten Sie schon Wissen aus dem Studium mit in den Beruf nehmen oder im Studium an Problemen aus dem Berufsalltag arbeiten und Lösungen finden?

Ich konnte einerseits von meiner über 10-jährigen Berufserfahrung im Studium profitieren (und war nicht so unterlegen, wie ich befürchtete), sowie andererseits bereits Gelerntes in meine Arbeitsweise einbauen. Meine Funktion hat sich bereits erweitert um das „Identifizieren von potentiellen Problemen in der Abfallbehandlung“ und es ergaben sich bereits viele Ideen für neue Projekte in mehreren Abteilungen, da man direkt und laufend alles mit einer neuen Sichtweise betrachtet.

Wie funktioniert das Zertifikatsstudium PSI?

Man sucht sich statt einem kompletten Studiengang (Bachelor, Master, ...) nur einzelne Module daraus aus und bucht diese. Wichtig zu wissen für die Buchung: Wenn man mehrere zusammen bucht, bekommt man am Ende ein Zertifikat oder Diplom – dabei berät und unterstützt einen die Universität aber sehr gut, wenn man frühzeitig Kontakt aufnimmt. Ein Modul dauert etwa 6 Wochen, in denen man auch wirklich regelmäßig daran arbeiten sollte, um das Meiste daraus ziehen zu können und nicht allen Stress kurz vor Modulende zu haben.

Wie erleben Sie den Austausch mit Ihren Kommiliton*innen, Dozierenden sowie dem Team des Studiengangs?

Sehr positiv, es gibt bei Bedarf sehr schnell Rückmeldung und Unterstützung. Allerdings ist es natürlich speziell, dass man zwar Teil der Studierenden eines Master-Jahrgangs ist, aber irgendwie doch nicht. Da ich nur 2/3 aller Module des M. Sc. gebucht habe und auch nicht alle im selben Jahrgang sind, um bei der Arbeit mehr Flexibilität zu haben, kann die Zugehörigkeit darunter leiden. Ich kann aber versichern, dass man als absolut gleichwertige Studenten angesehen und respektiert wird wie alle anderen.

Welchen Tipp würden Sie anderen zum berufsbegleitenden Studium geben?

Man muss sich definitiv bewusst sein, dass es eine große Zusatzbelastung darstellt, die ich anfangs auch unterschätzt habe. Die Einschätzung von Seiten der Leuphana mit 20 Stunden pro Woche sind nicht übertrieben und ziemlich akkurat. Es ist also quasi ein zusätzlicher 50%- Job innerhalb der zeitlichen Fristen eines Moduls (ca. 6 Wochen)! Die Pausen zwischen 2 Modulen genieße ich sehr und diesen Luxus haben Studierende des vollen Masters nicht.

Kontakt & Beratung

Dr. Kathrin Susann Becher
Universitätsallee 1, C40.117
21335 Lüneburg
Fon +49.4131.677-1193
kathrin.becher@leuphana.de