Studierende im Porträt: Sylvester Uhaa – „Respect the rights and dignity of people“

26.07.2021 Der Nigerianer setzt sich seit 2004 für Menschenrechte ein und arbeitet in seinem Heimatland an der Verbesserung der Haftbedingungen, einer Reform des Strafrechtssystems und dem Schutz und der Versorgung von Flüchtlingen. Nach seinem Studium in Oxford wird er im Herbst den berufsbegleitenden Online-Masterstudiengang „Governance and Human Rights“ an der Leuphana Professional School abschließen.

Sylvester Uhaa ©privat
Sylvester Uhaa studierte in Simbabwe, in den USA, in Oxford und nun auch an der Leuphana Professional School.

Wenn Sylvester Uhaa über Menschenrechte spricht, wird er leidenschaftlich: „Die Menschen haben das Recht auf Teilhabe, auf ein besseres Leben und auf die Verwirklichung ihrer Träume. Ich entwickle mich weiter, um mein Land und unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.“ Sein Heimatland ist Nigeria. Dort setzt er sich seit fast 20 Jahren für Menschenrechts- und Justizreformen ein. So gründete er beispielsweise die Organisation „Citizens United for the Rehabilitation of Errants“ (Cure Nigeria), die sich für die Rechte von Menschen in Gefängnissen und die soziale Wiedereingliederung ehemaliger Häftlinge stark macht. Zuletzt war er als beratender Projektleiter beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst tätig und koordinierte humanitäre sowie Schutzdienste für kamerunische Flüchtlinge, Binnenvertriebene und andere gefährdete Mitglieder der Gastgemeinden im Nordosten. „Es war nicht einfach für mich, während dieser Zeit an der Leuphana Professional School weiter zu studieren. Es gab oft keinen Strom und das Internet war nicht verfügbar. Aber mein Wunsch zu studieren und das Wissen und die Fähigkeiten, die ich in den Kursen erlangte, motivierten mich. Ich fand die Kurse sehr faszinierend und inspirierend", sagt der 48-Jährige. Im Herbst will er seinen Master in „Governance and Human Rights“ abschließen und arbeitet deshalb wieder in Nigerias Hauptstadt Abuja, wo die technischen Voraussetzungen besser sind als in den Regionen, wo er fast zwei Jahre lang die humanitären Einsätze leitete. 

Nach der Schule studierte er zunächst in Simbabwe Philosophie. Anschließend wechselte er an die Columbia University in den USA, wo er das Programm „Human Rights Advocate“ absolvierte. 2016 schloss er sein Studium mit einem Master in „International Human Rights Law“ an der Universität Oxford ab. Doch noch waren nicht alle Fragen Sylvester Uhaas beantwortet: „Untersuchungen, politische Kommentare und Ereignisse haben gezeigt, dass eine der größten Herausforderungen Afrikas die schlechte politische Führung ist. Deshalb wollte ich genau zu diesem Thema mehr lernen." Der Nigerianer suchte nach geeigneten Studiengängen und stieß auf die Leuphana Professional School und das berufsbegleitende Fernstudium „Governance and Human Rights“: „Ich war sofort fasziniert von dem Programm. Es gibt so viele spannende Kurse“, erinnert er sich. Die Studiengebühren finanziert er mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Unsere Organisation hatte sich mit der KAS zusammengetan, um eine Veranstaltung zum Thema Justizreformen zu organisieren“, erklärt Sylvester Uhaa. 

Für ihn ergänzen sich die Inhalte aus den Masterstudiengängen in Oxford und an der Leuphana sehr gut: „In England war der Ansatz eher theoretisch und intellektuell, hier sind die Seminare eher anwendungsorientiert. Das Programm ermöglicht mir, praktische Fähigkeiten in den Bereichen Governance, Leadership, Advocacy und Kampagnen aufzubauen. Ich habe viel gelernt und fühle mich befähigt, jede Organisation zu leiten und erfolgreiche Lobbyarbeit und Kampagnen zu führen“, sagte er. Ziel des Studienganges ist es, Governance-Prinzipien kennen zu lernen, sie kritisch diskutieren zu können und ihre Anwendung in einem bestimmten Kontext zu kennen, um Menschenrechte zu etablieren und zu sichern. Studierende erwerben theoretisches Wissen zu Human Rights und Governance und lernen gleichzeitig, diese Inhalte praktisch anzuwenden. Die Lehrenden verfügen nicht nur über fundiertes akademisches Wissen und lehren an internationalen Universitäten, sondern sind oft auch selbst in Menschenrechtsorganisationen aktiv. 

Sylvester Uhaa wird sich in seiner Abschlussarbeit mit einem Teil seiner eigenen beruflichen Arbeit beschäftigen: Er bezieht sich in seiner Thesis zum Thema „Organisational Leadership“ auf eine Rede von Barack Obama vor dem ghanaischen Parlament im Jahr 2009, in der er sagte: „Afrika braucht keine starken Männer; Afrika braucht starke Institutionen.“ Sylvester Uhaa möchte daher, basierend auf der Idee der Host Leadership, einen Leitfaden für Führungskräfte in Organisationen entwickeln. Dieser einladende Führungsstil soll mehr Menschen dazu ermutigen, sich zu beteiligen: „Oft ist die politische und öffentliche Führung auf dem afrikanischen Kontinent geprägt von Ausgrenzung, mangelnder Transparenz, Kontrolle und Sit-Tight-Leadern, also Menschen, die ihre Ämter nicht aufgeben und so für Stagnation sorgen. Hinzu kommen Korruption, fehlende Rechenschaftspflicht sowie Menschenrechtsverletzungen und Missachtung der Rechtsstaatlichkeit“, erklärt Sylvester Uhaa.

Aber auch alltägliche Hindernisse machen das Leben schwer: „Die größte Herausforderung bei meiner Masterarbeit ist der fehlende Zugang zu Büchern. In Nigeria gibt es keine öffentlichen Bibliotheken, in denen ich Literatur zum Thema Leadership finden kann. Also muss ich mich auf Online-Quellen verlassen. Ich habe Angst um die Qualität meiner Forschung.“ Deshalb setzt er auf die Unterstützung der Leuphana Professional School: „Meine Betreuer sind sehr kompetent.“ Nach seinem Abschluss in Deutschland möchte Sylvester Uhaa im Bereich Non-Profit-Governance promovieren, um den Non-Profit-Sektor in Nigeria und Afrika zu entwickeln und zu stärken. Für ihn ist Bildung der Schlüssel zur gesellschaftlichen Veränderung.