Einzigartiger Studiengang „Sustainable Chemistry“ startet

09.09.2019 Be­rufs­be­glei­tend und on­line: Das in­ter­na­tio­na­le Mas­ter-Pro­gramm wird erst­mals im Som­mer­se­mes­ter 2020 an der Pro­fes­sio­nal School an­ge­bo­ten. Die Ent­wick­lung des Stu­di­en­gangs ist Teil der Ar­beit des ISC3 Re­se­arch & Edu­ca­ti­on Hubs am In­sti­tut für Nach­hal­ti­ge Che­mie und Um­welt­che­mie an der Leu­pha­na.

„Nach­hal­ti­ge Che­mie bie­tet die Möglich­keit, un­se­re reich­lich vor­han­de­nen natürli­chen Res­sour­cen als Er­satz für che­mi­sche und künst­li­che Pro­duk­te zu nut­zen. Wir können Res­sour­cen auf eine Wei­se fördern, die die Um­welt so­wie die Ge­sund­heit un­se­rer gefähr­de­ten Bevölke­rungs­grup­pen und de­ren so­zia­len und wirt­schaft­li­chen Wohl­stand schützt. Ex­per­ti­se in nach­hal­ti­ger Che­mie ist da­her der Schlüssel zu ei­ner be­schleu­nig­ten nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung“, sagt Dr. Sam Adu-Kumi, Vi­ze­präsi­dent der gha­nai­schen Um­welt­behörde. Er ist auf das Stu­di­en­pro­gramm auf­merk­sam ge­wor­den, da er von den Um­welt­pro­ble­men di­rekt be­trof­fen ist: In dem west­afri­ka­ni­schen Land liegt eine der größten und gif­tigs­ten Müll­de­po­ni­en der Welt – voll mit im­por­tier­tem Elek­tro­schrott aus dem Glo­ba­len Nor­den. Die Um­welt­pro­ble­me, häufig aus­gelöst durch west­li­che In­dus­trie und Le­bens­wei­se, sind al­ler­dings nicht nur in Gha­na rie­sig. Des­halb begrüßt Dr. Adu-Kumi den neu­en und ein­zig­ar­ti­gen Stu­di­en­gang „Sustainable Che­mis­try“.
 
Das eng­lisch­spra­chi­ge Pro­gramm rich­tet sich an Be­rufstätige mit ab­ge­schlos­se­nem Stu­di­um der Che­mie oder ver­wand­ter Dis­zi­pli­nen welt­weit. „Es gibt übe­r­all ei­nen rie­si­gen Be­darf an Ex­pert*in­nen für Nach­hal­ti­ge Che­mie. Wir ge­hen be­wusst in die be­ruf­li­che Fort­bil­dung, denn die Pro­ble­me drängen“, erklärt Klaus Kümme­rer, Pro­fes­sor für Nach­hal­ti­ge Che­mie und Pro­gramm­lei­ter. Der Stu­di­en­gang wur­de ge­mein­sam mit dem ISC3, ent­wi­ckelt. Die in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on zur Förde­rung nach­hal­ti­ger Che­mie welt­weit wird von der der Ge­sell­schaft für in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit (GIZ) im Auf­trag des Bun­des­um­welt­mi­nis­te­ri­ums und des Um­welt­bun­des­am­tes auf­ge­baut. Die Leu­pha­na ist mit ei­nem Re­se­arch & Edu­ca­ti­on Hub am In­sti­tut für Nach­hal­ti­ge Che­mie und Um­welt­che­mie Teil des ISC3. 

In­hal­te des Stu­di­ums sind To­xi­ko­lo­gie, Um­welt­ver­hal­ten che­mi­scher Stof­fe, Mo­del­lie­rung von Stof­f­ei­gen­schaf­ten und Stoff­de­sign mit­tels Che­mie­in­for­ma­tik bis hin zu glo­ba­len Stoff­strömen, Me­tho­den der Nach­hal­tig­keits­be­wer­tung, in­ter­na­tio­na­len Kon­ven­tio­nen und al­ter­na­ti­ven Geschäfts­mo­del­len für che­mi­sche Pro­duk­te, alle ver­eint un­ter der Leit­fra­ge, wie Che­mie zu Nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung und der Agen­da 2030 auf nach­hal­ti­ge Wei­se bei­tra­gen kann. Das Pro­gramm ist fast vollständig on­line stu­dier­bar. We­ni­ge, kur­ze, Präsenz­pha­sen für prak­ti­sche Ver­su­che und zum Aus­tausch un­ter den Stu­die­ren­den und mit den Leh­ren­den sind vor­ge­se­hen. Kümme­rer sieht im Mas­ter „Sustainable Che­mis­try“ auch ei­nen großen Ge­winn für Un­ter­neh­men. „Teil­neh­men­de brin­gen neue Ide­en in die Fir­men wie etwa das res­sour­cen­spa­ren­de Mo­lekülde­sign am Com­pu­ter oder Rechts­kennt­nis­se. So können sich Un­ter­neh­men fit für die Zu­kunft ma­chen.“ Das vier­se­mest­ri­ge Pro­gramm kann mit den Zer­ti­fi­ka­ten „Sustainable Che­mis­try and Re­gu­la­to­ry Af­fairs“ so­wie „Sustainable Che­mis­try and Be­nign by De­sign“ auch nur in Tei­len stu­diert wer­den.

Das Do­zent*in­nen-Team ist in­ter­na­tio­nal und in­ter­dis­zi­plinär. Ne­ben Kol­leg*in­nen aus Behörden und In­dus­trie wer­den Pro­fes­sor*in­nen aus in­ter­na­tio­nal re­nom­mier­ten Uni­ver­sitäten im Stu­di­en­gang leh­ren wie die Che­mi­ke­rin Vânia Go­mes Zuin, Pro­fes­so­rin an der Uni­ver­sität Sao Car­los in Bra­si­li­en so­wie Ja­mes Clark, Pro­fes­sor für Che­mie an der Uni­ver­sität York, Eng­land. Er gehört zu den be­deu­tends­ten Ver­tre­tern der Green Che­mis­try. 
Kümme­rer er­hofft sich durch das Pro­gramm auch ei­nen in­ten­si­ven Aus­tausch von Che­mi­ker*in­nen aus dem Glo­ba­len Süden und Nor­den.

Stimmen aus Wirtschaft und Wissenschaft

„Ich begrüße die­sen neu­en Kurs über nach­hal­ti­ge Che­mie. Das Verständ­nis für Nach­hal­tig­keit und ihre ent­schei­den­de Rol­le in der zukünf­ti­gen che­mi­schen In­dus­trie ist für die Aus­bil­dung mo­der­ner Che­mi­ker un­erläss­lich.“
Prof. Dr. Ja­mes Clark, York

„Nach­hal­tig­keit und Kreis­lauf­wirt­schaft wer­den in den kom­men­den Jah­ren die wich­tigs­ten Trei­ber für die wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lung sein. Auf die­ser Rei­se wer­den alle Be­tei­lig­ten, Un­ter­neh­men, An­wen­der*in­nen von Che­mie­pro­duk­ten, End­ver­brau­cher*in­nen, Behörden und die Zi­vil­ge­sell­schaft auf­ge­for­dert, für eine er­folg­rei­che Um­set­zung zu in­ter­agie­ren. Die Che­mie bzw. die che­mi­sche In­dus­trie wird eine Schlüssel­rol­le spie­len müssen, um Lösun­gen an­zu­bie­ten, z. B. durch die Um­stel­lung auf er­neu­er­ba­re Res­sour­cen und die Stei­ge­rung der Nut­zungs­ef­fi­zi­enz so­wie die Schließung von Kreisläufen über den ge­sam­ten Le­bens­zy­klus. Ei­ni­ge Bei­spie­le sind die zu­neh­men­de Nut­zung von nach­wach­sen­dem Ma­te­ri­al oder Ab­fall zur Her­stel­lung von Che­mi­ka­li­en oder so­gar CO2 als Roh­stoff. Die­ses Mas­ter­pro­gramm wird den Teil­neh­mer*in­nen hel­fen, die kom­ple­xen An­for­de­run­gen an die Nach­hal­tig­keit in ei­nem glo­bal ver­netz­ten Um­feld bes­ser zu ver­ste­hen und sie so dar­auf vor­zu­be­rei­ten, sich bes­ser auf die zu Grun­de lie­gen­den Her­aus­for­de­run­gen ein­zu­stel­len.“
Dr. Pe­ter Nag­ler, Exe­cu­ti­ve Di­rec­tor In­sti­tu­te of Che­mi­cal and En­gi­nee­ring Sci­en­ces, A*STAR , Sin­g­a­po­re

"Die che­mi­sche In­dus­trie zeich­net sich als Pfört­ner auf dem Weg in eine 1,5 °C-Welt aus. Es braucht eine Ge­ne­ra­ti­on von en­ga­gier­ten, in­ter­dis­zi­plinär aus­ge­bil­de­ten Che­mi­kern, um die­sen Wan­del her­bei­zuführen. Also herz­li­chen Glück­wunsch, Leu­pha­na: Mit Ih­rem Mas­ter­stu­di­en­gang Sustainable Che­mis­try ha­ben Sie es wirk­lich ge­schafft!"
Ste­fan Ha­ver, Head of Cor­po­ra­te Re­s­pon­si­bi­li­ty, Evo­nik In­dus­tries AG